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und correcte Ausarbeitung der Formen machen diesen Saal zu einem der hervorragendsten
spätgothischen Baudenkmäler Siebenbürgens.
Die recht zahlreichen Holzkirchen theilen sich, gleich denen in den nordöstlichen
Comitaten diesseits des Königssteiges, in zwei Gruppen. Die eine paßt sich in der
Anordnung den Bedürfnissen des griechischen Ritus an, doch hat der Aufbau die
Überlieferungen der gothischen Baukunst bewahrt. Diese Kirchen stimmen mit den in
Band V, 1. Abth., Seite 111 geschilderten oberungarischen Holzkirchen überein. Solche
Kirchen haben die Gemeinden Olah-Lapos im Comitate Szolnok-Doboka, Sebes im Kolozser
Comitat, Mezö-Csan im Comitate TordwAranyos, Kerschdorf (Preßaka) in Alsö-Feher.
Interessant ist die Kirche zu Berzencze im Comitate Szolnok-Doboka, welche Backsteinmauern
hat, während der aus dem Satteldach schlank aufschießende Thurm den Traditionen der
gothischen Holzkirche treu geblieben ist; sie bildet das Verbindungsglied zwischen den
durchaus ans Holz gebauten Kirchen und denen, die zwar ans Stein oder Ziegeln gebaut
sind, jedoch gewisse charakteristische Formen der Holzkirche bewahrt haben, insbesondere
den durchaus quadratischen Thurm mit der offenen Gallerte und dem zwischen vier
Eckthürmchen aufsteigenden schlanken Helm. Die Holzkirchen dieser Art befinden sich ohne
Ausnahme in den der griechischen Religion angehörigen rumänischen Gemeinden der
westlichen Comitate jenseits des Köuigssteiges; auf sächsischem Boden kommen sie nicht
vor. Zieht man aber in Betracht, daß die Holzkirchen dies- und jenseits des Königssteiges
völlig gleich sind und daß anderseits auch an den steinernen Kirchen der von Sachsen
bewohnten Gegenden gewisse charakteristische Theile mit Theilen jener Holzkirchen
übereinstimmen, so ergibt sich die Folgerung, daß das gemeinsame Baumaterial der
nordöstlichen und südöstlichen Gegend Holz war und die Sachsen die in diesem Material
entwickelten Formen von zweifellos deutschem Ursprünge beibehielten, auch nachdem sie
das Holzmaterial mit Stein vertauscht hatten.
Die zweite, zahlreichere Gruppe von Holzkirchen enthält kunstlose Constructionen.
In der Anordnung passen sich auch diese dem griechischen Ritus an. Äußerlich sind sie
durch einen, ja oft drei niedrige, knppelförmig aus dem Dachstuhl aufsteigende Thürme
gekennzeichnet. Sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Gruppe gibt es Kirchen,
deren Inneres mit Wandbildern in byzantinischem Stil geschmückt sind.
Die Rumänen der südöstlichen Gegend standen in früheren Jahrhunderten, da sie
das Leben von Hirten führten, auf einer geringeren Culturstufe; auch ihre kirchliche
Organisation gewann erst zu Ende des XV. Jahrhunderts mit der Errichtung des griechisch
orientalischen Erzbisthums (1494) eine bestimmtere Form. Die natürliche Folge davon
ist, daß sie sich mit den erwähnten beiden Arten von Holzkirchen, einer von westlichem,
einer von östlichem Ursprünge, begnügten und ihre kirchliche Baukunst keine größeren