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umgestalteten Ritterburg auf das flache Land hinab und errichteten sich da Wahnsitze,
die nicht nur Sicherheit, sondern auch mehr Bequemlichkeit boten. In Siebenbürgen
dagegen war die Ritterburg unbekannt; die Vornehmen wohnten auf sogenannten Curien
(nävarlE, Hofhaus, Edelhof) inmitten ihrer ländlichen Besitzungen. Der Ursprung dieser
Curien ist nicht bekannt. Sie sind vermuthlich gleichfalls ans das Bedürfniß der
Vertheidigung zurückzuführen, obwohl sie diesem nur in geringem Maße entsprechen.
Bei der Erbauung von befestigten Wohnsitzen begnügten sich die Vornehmen, durch das
Privilegium des Königs und vielleicht auch durch Mangel an Geldmitteln beengt, auch
mit einem geringeren Maß von Sicherheit. So entstand dieser für Siebenbürgen
charakteristische Schloßtypus. Das geräumige Viereck des Hofes ist von ebenerdigen
Häusern umgeben, hie und da erhebt sich ein ziemlich niedriger Thurm: zuweilen ist der Hof
theilweise mit einer Mauer umgeben. Die Gebäude wenden ihre Fronten dem Hofe zu und
dienen theils zum Wohnen, theils zu wirthschaftlichen Zwecken. Die Curie hat keinerlei
äußeren Schmuck; die Gruppirung der einfachen, ja formlosen ebenerdigen Häuser, der
Thüren und Mauern unter den Laubdächern der Bäume hat zwar etwas Malerisches,
aber trotzdem ist das Ganze nicht eben einladend. Um so überraschender freilich ist das
behagliche gastfreie Innere.
Die Bauthätigkeit der Magnaten wendet sich nun der Aufgabe zu, diese Curien
den Bedürfnissen der Zeit und dem Ansehen des Geschlechtes gemäß umzugestalten
oder auch — und dies ist das häufigste — an ihrer Stelle ein Schloß („Castell", lrustöl^)
nach neuer, dem Westen entlehnter Mode zu erbauen. Anläufe dazu kommen schon im
XVI. Jahrhundert vor; am regsten aber ist dieses Bauen im Jahrhundert des Fürsten
Gabriel Bethlen, der so glänzend Hof hielt, und es setzt sich auch noch im XVUI. Jahr
hundert fort.
Diese Schlösser entstanden recht zahlreich, namentlich längs der Flüsse, die
den westlichen Theil des Landes durchschneiden, auf Hügeln, die sich anmuthig über
Thälern wölben. Die Reihe beginnt mit Vecs am oberen Maroslaufe; dann
folgt Görgeny-Szent-Jmre am Görgenybach, der in den Maros mündet; dann
Gernyeßeg (Kerzing), Kerelö-Szent-Pal, Radnöt, Samsond am Kapnsbach, seitwärts
davon Ozd, weiter Grind (Gerend) am Aranyos, endlich das Schloß Gald bei
Karlsburg. Den großen Szamos beherrscht das prächtige Schloß zu Zsibö im Szilägyer
Comitat. Dem kleinen Szamos entlang sieht man Egeres, Bonczhida und Szent-
Benedek; in der Gegend des kleinen Kokelflusses die Schlösser zu Szeut Demeter,
Bachnen (Bonyha), Kokelburg (Küküllövär), Klosdorf (Bethlen-Szent-Miklös), am
großen Kokelfluß Weißkirch (Feheregyhaz) und anderthalb Stunden davon Kreisch
(Keresd). Im Klausenburger Comitat ist Drag am Almäsfluß, in Haromßek Szeut-