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Lelek, am Feketeügy in Udvarhely Alsö-Räkos am Altfluß zu erwähnen. Leider fehlt
dieser Bauthätigkeit der richtige künstlerische Sinn; statt eine Anlage nach den localen
Verhältnissen und den Überlieferungen anzustreben, aus der sich etwas Selbständiges
entwickeln konnte, griff man hastig nach fremden Mustern, deren Niveau man doch
nicht erreichte.
Unter ihnen allen haben nur zwei, Kreisch und Szent-Benedek, die echte Gestalt
der Curie bewahrt. Kreisch gehört den Grafen Bethlen, Szent-Benedek den Grafen
Kornis. In Kreisch ist der Hof von lebendig grnppirten stockhohen Flügeln umgeben, in
die sich ein runder Thurm, offene Treppen und ein Bogengang einstigen. Die
architektonischen Bestandtheile sind mangelhaft gestaltet. So ruhen zum Beispiel die Bogen
des Ganges nicht auf Säulen, sondern ans großen Balustern. Allein diese Mängel
verderben die Gesammtwirknng des Hofes nicht; ein Beweis für das künstlerische Verdienst
der Anlage selbst. (Siehe das Bild in Band I. von „Ungarn".) Einige Schlösser (Vecs, Özd,
Kokelbnrg, Bachnen, Bonczhida und Radnöt) haben, noch aus der Zeit der Befestigungen,
ihre Eckthnrme behalten. Radnöt wurde um 1630 durch den venetianischen Baumeister
Augustin Serena für Georg Räköczi I. erbaut. Es ist ein einfaches stockhvhes Haus von
Haustein, mit freistehenden, gleich hohen quadratischen Eckthürmen. Die steinernen
Rahmen der Thüren und der mit dreieckigen Giebeln gekrönten Fenster haben reiches
Renaissance-Ornament. Das bequem in die Breite gehende, mansardengedeckte Schloß des
X VIII. Jahrhunderts hat drei namhafte Vertreter: zu Görgeny-Szent-Jmre, Gernyeßeg
und Zsibö.
In den Städten hat die Bauthätigkeit dreier Jahrhunderte wenige Denkmäler
hinterlassen. In Bistritz ist das kleine einstöckige Haus in der Beutlergasse eine Probe
deutscher Renaissance, wahrscheinlich auch von dem erwähnten nnbenannten Baumeister aus
Lugano. In Mva ist das Bethlen'sche Schloß ein einfacher stockhoher Bau ohne inneren Hof,
mit vier freistehenden viereckigen Eckthürmen. Zwei Thore der Citadelle von Karlsburg,
triumphbogenförmig mit drei Öffnungen, sind vom Beginn des XVIII. Jahrhunderts. Das
untere ist einfacher, das obere reicher und größer. Die Formgebung ist zwar schon matt,
allein die richtigen Verhältnisse, die Ansehnlichkeit der Massen, die Nusticapfeiler und der
plastische Schmuck machen sie dvch imposant. (Siehe das Bild in Band I. von „Ungarn".)
Die Innenseite des oberen Thores wirkt wegen des Übermaßes von Zierwerk weniger
gut. Das Brnckenthal'sche Palais, jetzt Museum, zu Hermannstadt ist 1760 erbaut. Es ist
zwei Stock hoch, mit zwei Höfen; am Mittelbau stehen zwei halb nackte, halb in die
Toga gehüllten Atlanten von hybrider Form; das Thor ist von zwei Säulen flankirt und
die Fa^ade darüber in barockem Geschmack durch flache Pilaster betont; das Obcr-
lichtgitter des Thores, in Form eines Blumengewindes, ist eine schöne Arbeit aus