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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 6

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Und dadurch, daß das nunmehr selbständig gewordene siebenbürgische Fürstenthum 
diesen ihm zugefallenen Aufgaben in jeder Hinsicht zu genügen wußte, hat sich Siebenbürgen 
in der Geschichte des ungarischen Reiches für alle Zeiten seinen glänzenden Platz gesichert. 
'Während Johann Sigismund, der „erwählte König", ans dem Fürstenstuhle saß, 
gestalteten sich die Landesgrenzen aus; innerhalb dieser Grenzen fügten sich die mithaltenden 
Theile des Mutterlandes, das sogenannte „UnrtiumZ in einen staatsrechtlichen Rahmen; 
das Verhältnis zu dem auch als römisch-deutscher Kaiser gekrönten, übrigens schwachen 
König von Ungarn begann sich zu stabilisiren; und der Pforte gegenüber bildete sich jenes 
lockere und laue Abhängigkeitsverhältnis aus, das die innere Verwaltung des Landes 
nicht berührte und Siebenbürgen auch nicht verhinderte, im europäischen Staatensystem als 
Vertreter der staatbildenden Kraft des Magyarenthums aufzutreten. Durch das Feldherrn- 
und Organisationsgenie Stefan Bäthorys, des größten Magyaren im XVI. Jahrhundert, 
wird das schon endgiltig constitnirte Land ein so starker Staat, daß einer seiner 
Nachkommen, Sigismund Bathory, sich schon getrauen kann, den fallen gelassenen 
Faden der Ärpädischen und Anjou'schen Politik wieder aufzunehmen und die beiden 
walachischen Länder jenseits der Alpen der Oberhoheit Siebenbürgens zu unterwerfen; 
ja noch mehr, als gleichgestellter Bundesgenosse des Königs von Ungarn, der auch die 
deutsche Krone trägt, kann er sogar zum tödtlichen Streiche gegen die türkische Macht 
ausholen. Allerdings war die Osmanenmacht, wiewohl schon über ihren Zenith hinaus, 
immer noch so stark, daß sie von dem Streiche nur einen Augenblick betäubt wurde; sie 
erholte sich alsbald wieder und konnte den bisher geschonten Bundesgenossen oder 
Lehnsmann völlig in den Staub schmettern. 
Daß es nicht zu diesem Unheil kam, welches das Grab Siebenbürgens und mit ihm 
des Magyarenthums werden konnte, ist das Verdienst Stefan Bocskays, des großen 
Fürsten und noch größeren Staatsmannes. Die um ihre Existenz kämpfenden sieben- 
bürgischen Stände folgten ihrem guten Stern, freilich auch ihrer gesunden Einsicht, als 
sie damals die Zügel des Staates in Bocskays Hand legten. Der neue Fürst stellte das 
alte gute Verhältnis zur Pforte wieder her und schuf, indem er die Verfassung des 
Mutterlandes sicherte und das Magyarenthum in Ungarn zu neuem politischen und 
nationalen Leben erweckte, eine neue Gewähr friedlicher Entwicklung sowohl für 
Siebenbürgen, als für das gesammte Magyarenthum. Das Land, das durch die 
Weltereignisse um die Mitte des XVI. Jahrhunderts zur Schirmburg der ungarischen 
National- und Staatsidee gemacht und durch das Organisationstalent Stefan Bäthorys 
stark und mächtig geworden war, wurde erst in der Hand und durch die Energie Bocvkays 
sich dessen ganz bewußt, daß die Wechselseitigkeit und Wechselwirkung zwischen ihm und 
den Bruchstücken des königlichen Ungarns nunmehr die nährende und belebende Kraft
	        
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