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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 6

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Das Mezöseg zeigt im Allgemeinen ein sehr eigenthümliches Gesicht. Das Fehlen 
größerer Wälder, die weitgedehnten, meist grasigen Hutweiden und Wiesen erinnern an 
die Pußta des Alföld, doch mit dem Unterschiede, daß hier breitrückige Hügel mit 
Erdstürzen an den Flanken reihenweise nach allen Richtungen ziehen, der Pußta also 
der von ihr unzertrennliche Begriss der Ebene abhanden kommt. Im Ganzen ist die 
Gegend eintönig, jedoch keineswegs eine öde Wüstenei, wo „nicht Wald noch Baum". 
Im südlichen und westlichen Theile des Mezöseg kommt allerdings nur hie und da 
ein junges Eschen- oder Akazienwüldchen vor, im Norden und Osten aber ist der Wald 
durchaus keine Seltenheit. Dichter Urwald kommt ja nicht vor, aber e°§ gibt Eichen 
bestände bis zu 300 Joch und stellenweise nicht nur Akazien- und Weidengrün, sondern 
auch Gruppen von Roth- und Weißbuchen. Die Traube ist nicht so reichlich, wie an 
den beiden Kokelflüssen und am Maros, aber es gibt doch gute Weingegenden, wie 
Gyulatelke, Maroshäza, Csaßari, Mezö-Zäh, Mezö-Samsond, die in Siebenbürgen ihren 
Ruf haben. 
Die Fruchtbarkeit des Mezöstg ist sehr bedeutend, besonders im Osten und in der 
Mitte. Die großen Waldungen sind ausgerodet, aber sie haben eine dicke Humusschichte 
zurückgelassen. An den sanft geneigten Hügelhängen reihen sich vorzügliche Äcker. Weizen 
und Mais sind die Hauptproduete; der Mais wächst in guten Jahren einem Reiter über 
den Kopf. In den Thälern und am Fuße der Hügel dehnen sich große Weidegrüude und 
saftige Mähwiesen, was die Gegend der Viehzucht besonders günstig macht. Das massig 
gebaute, langgehörnte siebenbürgische Zugvieh ist eigentlich hier zu Hause. 
Die Bevölkerung besteht meist aus rumänischen Bauern. Magyaren sind in Masse 
nur an den östlichen Rändern ansäßig. Dort erkennt man an Tracht und Sitten, aber auch 
am Äußeren der Dörfer sofort, daß die Bewohner eigentlich SMer sind. Die Häuser 
haben meist nur geflochtene Wände, sind aber in der Regel hübsch, und es fehlt auch nicht 
an solideren Gebäuden und schön geschnitzten, roth und blau bemalten Thürpfosten. Dazu 
wohlgebaute Ställe, Scheunen und Schüttböden, reinliche, in Ordnung gehaltene Höfe, 
kurz: Zeichen von Fleiß und verhältnißmäßigem Wohlstand. Im Inneren des Mezöseg 
dagegen und in den westlichen Theilen sehen die (rumänischen) Dörfer schon ärmlicher ans. 
Die Häuser sind eher Hütten, mit Wänden von Rnthengeflecht oder geschlagener Erde; 
kein Rauchfang, so daß der Rauch durch die Lücken des Daches entweichen muß. Da es 
an Holz fehlt, dient in diesen Dörfern durchwegs getrockneter Mist als Brennstoff; sein 
erstickender Qualm macht sich abends und morgens weithin bemerklich. Die Höfe sind 
gewöhnlich nicht eingezäunt, auch sieht man keine Obst- und Gemüsegärten. Die Kleidung 
des Volkes ist Grobtuch und Zwilchleinwand, die Hauptnahrung Maiskuchen. Um die 
materielle Lage der Mezöseger Rumänen hat sich bisher ebensowenig jemand gekümmert, als
	        
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