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schleier taucht das Auge iu tiefe Thäler hinab, aus deren Schoße kleine Flüsse zwischen
verstreuten Dörfern einzelne Blitze heranfsenden. Von dieser Hauptstraße zweigt bei
Borgö-Prnnd ein Seitenweg ab, der ostwärts nach Borgö-Bistritz (2700 Einwohner)
und seiner Sagemühle führt; ein zweiter beginnt bei Aldorf und läuft gegen Norden
nach Pintak und dem in seiner Gemarkung hübsch gelegenen Salzbade.
Die Stammbewohner des Borgöer Thales sind Rumänen, die nur wenig cultnr-
fähiges Land besitzen und daher lieber Viehzucht treiben. In einzelnen Gemeinden trieben
sie auch Holzschnitzerei und Töpferei; vor wenigen Jahrzehnten waren die schwarzen
Borgöer Töpfe und Pfeifen noch sehr gesucht. Seither haben sie die Töpferei fast ganz
an den Nagel gehängt. Bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie Bistritz-Borgö brachte
ihnen auch das Frachtgeschäft ein schönes Stück Geld; damit ist es nun ebenfalls aus.
In manchen Gemeinden verfertigt das Volk sehr schöne Stickereien.
Östlich von Jäd führt eine Seitenstraße nach Aßü-Bistritz (900 Einwohner)
und dem wildromantisch am Fuße der Dnka-Alpe gelegenen Knsma (700 Einwohner),
wo die Familie Nechay ein schönes Schloß mit Park hat. Auch der Weg aus der oberen
Vorstadt von Bistritz über die Ruba-Brücke theilt sich und geht einerseits nach Vinda,
anderseits über die Wasserscheide nach dem obstberühmten Senndorf (Zsvlna,
600 Einwohner).
Südwestlich von Senndorf liegen im fruchtbaren Thale des Budak die sächsischen
Ortschaften Deutsch-Bndak (Szasz-Bndak) und Minarken (Malomarka). Von
Deutsch-Budak wendet sich die Straße wieder südwärts, über das einst von vielen wohl
habenden ungarischen Adelsfamilien bewohnte, jetzt ganz rumänische Budis (Kis-Budak)
und über die Magura in das Sajöthal. Die Magura war noch vvr nicht langer Zeit mit
großen Eichenwäldern bedeckt, jetzt sind sie völlig ausgerottet. Wo sie standen, dehnt sich jetzt
eine schöne, sanft abgedachte, vielfach von Bächen durchschnittene Hochfläche, die im
Jahre 1891 als Manöverterrain gedient hat. Von der Magura steigt man direct nach
dem im Sajöthal gelegenen Groß-Schogen (Nagy-Sajö) hinab, das einst den
Freiherren Kemeny gehörte und in den Besitz der Grafen Teleki übergegangen ist. Das
alte Kemeny'sche Schloß auf dem Hügel über dem Sajö ist jetzt Eigenthum des Staates
und dient als Schulgebäude. Groß-Schogen ist die größte Gemeinde des Thales. Es
liegt sehr schön, nahe bei den sanft ansteigenden Schogener Alpen und der Pojana Tomi.
Die Bewohner (1750) sind Magyaren, Sachsen und Rumänen. Der Boden ist fruchtbar,
das Klima sehr angenehm. Westlich davon liegt im Sajöthale die Ortschaft Adelsdvrf
(Bilak), wo eine Herrschaft der Freiherren von Bors jetzt vom Ärar gepachtet und als
Fohlengestüt benützt ist. Im dortigen Schlosse verbrachte der ungarische Romandichter
Baron Nikolaus Jösika einen Theil seiner Kindheit und da befruchtete sich, wie er in den