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mort nirws ittllori (es scheint, dieser Bursche wird irgendwo hingegangen sein, denn er
ist nicht zu Hause). Endlich ist es bemerkenswerth, daß der Szekler den regelrechten Gebrauch
der Zeitwörter auf -iü und ohne -iü am folgerichtigsten aufrecht erhält. Eine ganz besondere
Eigenheit des Szeklers ist es, daß er im Allgemeinen mit einer gewissen singend getragenen
Betonung spricht und daß er in jedem Satz das letzte Wort, besonders aber die letzte
Silbe auffallend dehnt und zugleich mit einer gewissen Hebung des Tones ansspricht.
Volkspoesie. — Die Volksdichtung der Szekler ist ein kostbarer Schatz, der
durch Johann Kriza in seiner Volksliedersammlung „VaäiMsäü« (Wilde Rosen)
erschlossen wurde. Aus diesem Buche wurde es ersichtlich, dass das Szeklervolk nicht nur
praktisch und fleißig ist, sondern auch echte poetische Begabung besitzt, dass seine Seele
fast für jede Lage des Menschenlebens eine Ballade, ein Lied, eine Melodie oder wenigstens
einen Reim hat. Die kostbarsten Perlen der reichen Szekler Volkspoesie sind freilich
die Balladen. Während die magyarische Volksseele des Alföld von der Romantik des
Pußtenlebens ergriffen wird, ergeht sich Seele und Phantasie des Szeklers zumeist in
der Welt der geschichtlichen Erinnerungen; dort sucht und findet er jene dramatischen
Vorgänge, deren tragischer Gehalt oft mit der Macht des Wunderbaren und Mystischen
auf sein Gemiith wirkt. Der Seele des Szeklers, der in hartem Kampf niit dem Leben
steht, erscheint dieses dunkel; ihm ist dieses Erdendasein ein Jammerthal, worin der
aufstrebende Mensch meist durch seine eigenen Leidenschaften und die eiserne Willkür der
Weltmacht, die sein Schicksal lenkt, zu Boden geschmettert wird. Auch die Vortragsweise ist
bei den balladenartigenDichtungen des SMers und desAlsöld-Magyaren ganz verschieden.
Diese sind liedartig und in gereimte Strophen getheilt, während die Volksballaden der
Szekler selten aus Strophen bestehen und der Reim neben dem Rhythmus nur so nebenbei
vorkommt. In den knapp gefügten Szekler Balladen rollt der Vorgang rasch, meist im
Zwiegespräch ab. Dabei ist aber die Kraft des Ausdrucks und die Rhythmik des Gedankens
so groß, daß es ihnen trotz Mangels an Strophen und Reimen nicht an Sangbarkeit fehlt
und daß sie ursprünglich alle vom Volke gesungen wurden. Von einigen ( ,6üröss Ilona.«,
,Lääär Lata«, »Lomivss Lolomonrw« u. s. f.) hat sich die Melodie erhalten.
Den Stoff dieser Balladen gibt meistens die Liebe, dieses stärkste der Gefühle.
Besonders gern singt das Volk vom traurigen Geschick der unglücklich Liebenden. In der
Regel bildet der Gegensatz von Reichthum und Armuth, vornehmer und geringer Geburt
den Kern der traurigen Geschichte. Das beklagenswerthe Ende der Hörigentochter Kadär
Kata, die sich mit dem reichen jungen Edelmann nur im Tode vereinigen kann, steht nicht
allein, das kommt in den Szttler Volksballaden gar oft vor; auffallend aber ist
es, dass in der Mehrzahl der Fälle das vornehme Fräulein sich in den armen Burschen
verliebt. Diese Liebesverhältnisse gehen in den Volksmärchen immer gut ans: der arme