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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 6

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ein schönes Beispiel der einst in Siebenbürgen herrschenden religiösen Duldsamkeit. Der 
Kirche gegenüber steht das schöne zweistöckige Gebäude des reformirten Obergymnasiums, 
das seine jetzige Gestalt dem Umbau im Jahre 1886 verdankt. Im Hofe hat man seinem 
zweiten Begründer Gregor Kiss eine Statue errichtet. Ans dem Hauptplatze steht zwischen 
dem alten Stadthause und den Häusern, welche die Gewerbegenossenschaften der Gerber, 
Csizmenmacher, Töpfer und Kürschner errichtet haben, das „Szekler Millenniums- 
Denkmal". Am unteren Ende des Hauptplatzes haben die Franciscaner ihr Kloster mit 
zweithürmiger Kirche. Der frühere Klosterbau stand vor der Zeit Johann Sigismunds 
an der Stätte des sogenannten täiuuä" (der SzKler steht auf), einer Burg, 
die Johann Sigismund 1561 gegen die rebellirenden Szekler erbaute. Diese Veste, die 
auch Csonkavar (unvollendete Burg) hieß, ging in den Räköczy'schen Kriegen zugrunde. 
Sie war viereckig, mit vier Eckbastionen und einem größeren, ruinenhaften Mittel 
gebäude, das erst bei der Erbauung der staatlichen Oberrealschule ganz abgetragen 
wurde und, gleich den übrigen Burgtrümmern, Steine zum Schulbau hergab. Damals 
stieß man auch auf Grundmauern eines noch älteren Baues, wie denn die hier gefundenen 
gestempelten Römerziegel zu bekunden scheinen, daß an diesem Punkte schon ein römisches 
Befestigungswerk bestanden hat. Außer den städtischen und Comitatsämtern gibt es in 
der Stadt auch einen königlichen Gerichtshof, eine Finanzdirection und ein Bataillon 
Besatzung. Die zahlreichen Fachschulen, mehrere humanitäre und Culturvereine und 
die hier concentrirte Intelligenz des Comitats tragen dazu bei, Udvarhely zu einer 
der gebildetsten Provinzstädte des Landes zu machen. Die Einwohnerzahl beträgt 
5476 Seelen. 
Verläßt man die Stadt in südlicher Richtung durch die Kossuthstraße, so hat man 
rechts den Budvärberg, in dessen kahlen Abhängen sich allerlei Felshöhlen öffnen, und 
links den Kuvarberg, an dessen Fuße man eine Kapelle und eine Salzquelle erblickt, deren 
Wasser in einem Bassin gesammelt, den Städtern als Spiegelbad dient. Bald ist 
Felsö-Boldogasszonyfalva erreicht, wo die Straße aus dem Groß-Kokelthal östlich 
abbiegt und einem Bach entlang zur Kenoser Höhe emporschwenkt, deren Fortsetzung 
als Wasserscheide zwischen dem Alt- und Großen Kokelfluß dient. Von der Kenoser Höhe 
überschaut man das Thal des Großen Homoröd, das von Nord zu Süd bis an den 
Altfluß reicht. Es ist beiderseits von hohen Bergrücken eingefaßt, welche burgähnliche 
Erhebungen zeigen. Im Thale liegen mehrere hübsche Ortschaften und überall zeigen 
sich Spuren von Salzablagerungen, als Salzbrunnen und mehrfach auftauchende 
Efflorescenzen von Salz. Die erste Ortschaft, die man im Abstieg von der Kenoser Höhe 
gegen Südosten erreicht, ist Homoröd-Szent-Märton. Von hier kommt man thalanfwärts 
nach Abäsfalva und überschreitet von hier aus die Höhe, die als Wasserscheide zwischen
	        
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