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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

364 Gruppe III. Chemische Industrie. 
55 bis 60 p. C. Magnesiumsulfat, 
8 „ 10 „ Calciumsulfat (freie Anhydritkrystalle), 
2 „ 4 „ Natriumchlorid, 
0 „ 0‘5 „ Magnesiumehlorid, 
0 „ 0'5 „ Unlösliche Stoffe (Mergel, Boracit etc.), 
Rest Wasser, 
lässt sich also als ein unreines Bittersalz mit 3 bis 3V 2 Mol. Krystall- 
wasser betrachten. Eine theilweise Entfernung dieses Wassergehaltes 
durch Glühen findet für gewisse Verwendungszwecke statt und wird 
auf diese Weise eine calcinirte Waare mit einem durchschnittlichen 
Gehalt von 75 p. C. wasserfreiem schwefelsaurem Magnesium (72 bis 
80 p. C.) hergestellt. Der Preis des rohen Kieserits ist zur Zeit 
zwischen 0’3 bis 0'8 Rmk. pr. 100 Kg ab Stassfurt, und da er bei einem 
Gehalt von 60 p.C. wasserfreiem schwefelsaurem Magnesium 40 p. C. 
wasserfreier Schwefelsäure enthält, so bietet sich darin der Technik 
wohl das billigste lösliche schwefelsaure Salz für zahlreiche Fällungs 
und Umsetzungsproeesse, auch ist selbstredend das jetzt in gewissen 
Industriebranchen massenhaft gebrauchte Bittersalz aus keinem Rohstoff 
billiger herzustellen als aus dem Kieserit, der bei einfachem Behandeln 
mit kaltem oder besser heissem Wasser nach Aufnahme der ihm noch 
fehlenden Mengen Krystallwasser in das leicht lösliche krystallisirte 
schwefelsaure Magnesium (MgS0 4 -f- 7 aq.) übergeht. 
Die Fabrikation des Bittersalzes als Nebenartikel wird in Stassfurt 
selbst von mehreren Firmen J ) betrieben, da indess krystallisirtes Bitter 
salz bei einem Wassergehalt von 52 p.C. nur 48 p.C. schwefelsaures 
Magnesium enthält, gegen 55 bis 60 p.C. im Kieserit, und ausserdem 
kostspielige Emballage erfordert, um ungünstigen Einflüssen während 
des Transportes widerstehen zu können, so wird von England, den 
Vereinigten Staaten etc. nur roher Kieserit in Blöcken bezogen und 
dessen geklärte Lösung entweder direct verbraucht, oder daraus an der 
Gebrauchsstelle selbst krystallisirtes Bittersalz dargestellt, welches dann 
gar nicht getrocknet, sondern durch blosses Centrifugiren von anhän 
gender Lauge befreit und in Säcken versandt wird. Hauptsächlichste 
Verwendung findet das so gereinigte Salz zum Appretiren von Baumwoll 
stoffen, um dieselben, wie der Kunstausdruck beschönigend lautet, 
„griffig“ zu machen, d. h. ihnen scheinbar Qualität und Gewicht dichter 
stoffreicher Zeuge zu geben. Zu diesem Zwecke werden die Stoffe durch 
concentrirte Bittersalzlösungen passirt und dann langsam getrocknet; 
die nadelförmigen, weichen und seideglänzenden Bittersalzkrystalle 
vereinigen sich dabei sehr fest mit der Gespinnstfaser und ertheilen 
derselben einen erhöhten Lustre, welcher den Laien, d. h. in diesem 
Falle das grosse Publicum, täuscht. Selbstverständlich wird das schein- 
J ) Wüstenhagen & Co.: Vereinigte chem. Fabriken zu Leopoldshall.
	        
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