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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 6

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Stufe, als meist in Siebenbürgen. Bon den Hornviehrassen ist der ungarische Schlag 
Siebenbürgens der verbreitetste; der rothbunte Gebirgsschlag wird erst jetzt durch die 
größeren Wirthschaftsbetriebe heimisch. Auf den Alpen von Bereczk und Kovaszna ist auch 
die Schafzucht ziemlich stark. Für die Pferdezucht ist das staatliche Hengstendepot 
zu Sepsi-Szent-György maßgebend. Die Pferde werden nicht nur für die Armee, 
sondern auch von rumänischen Landwirthen und Händlern gern gekauft; seit einigen 
Jahren besuchen selbst Pferdezüchter aus dem Alföld und Mezöseg die Pferdemürkte 
des Comitats. 
Da ein großer Theil von Häromßek ein ziemlich gleichförmig tiefes und weites'Becken 
bildet, das von Bergketten über 500 bis 1000 Meter umgeben ist, so hat es eigenthümliche 
Witterungsverhältnisse. Es bilden sich nämlich darüber besondere Depressionen, wie auf 
der bayerischen Hochebene, im adriatischen Meer und im Meerbusen von Genua. Übrigens 
ist auch das Maximum Rußlands von großem Einfluß auf die Witterung, denn es 
verursacht die kälteren nordöstlichen Winde, und in erster Reihe den berüchtigten 
Nemerewind. Wenn im Spätherbst, Vorfrühling oder Winter die südeuropäische 
Depression im Abzug begriffen ist und nicht nordwestlich von Häromßek vorbeizieht, sondern 
ihren Weg über dieses hinweg oder südlich über die Balkanhalbinsel nimmt, dann hüllt 
sich der Grat des Koväßnaer Gebirges bis an den Nemeregipfel hinauf in sturmzerfetzte 
Nebel und das Barometer sinkt rasch. Später steigt am südlichen Himmel ein Schleier von 
Depressionswolken (oirrus) auf und gleichzeitig weht vom Nemereberg her ein Nordost, 
der aber noch nicht kalt ist. Alsbald umzieht sich das ganze Firmament und es fängt zu 
schneien an. Der Kern der Depression ist jetzt südlich von Häromßek. Immer heftiger wird 
der Wind, immer kälter die Luft. Das Gewölk schüttelt die dicken Schneeflocken förmlich 
herab. Dann beginnt der Luftdruck zu steigen, das Gewölk lichtet sich und die Schneeflocken 
werden zu feinen Schneekörnern. Jetzt beginnt der Nemere so recht zu wehen. Der gefrorene 
Schnee wird emporgewirbelt und an die Gärten und Häuser hingeschleudert, so daß die 
Zäune kaum aus den aufgehäuften Schneeschichten Hervorschauen. Da stockt denn nicht nur 
der Wagen-, sondern auch der Eisenbahnverkehr. Später läßt das Schneien nach und nur 
der vom Boden emporgeraffte Schnee wirbelt in der Luft umher; er staubt, wie der 
Szekler sagt. Das Firmament klärt sich und der Wind wird schwächer, aber schneidend 
kalt. Der Nemere weht oft tagelang, ja über eine Woche lang fort. 
Der Nemerewind war auch von Einfluß auf die Anlage der Ortschaften und auf 
die Bauweise in Häromßek. Die Dörfer am Fuße der Berge nisten sich gewöhnlich in 
Seitenthälcr und Thalbuchteu ein, die möglichst gegen ihn geschützt sind. In den Dörfern 
der Ebene, die seinem Wehen ausgesetzt sind, schaut die Rückseite der Häuser nach Nordost, 
damit der Nemere weder Thüre noch Fenster finde.
	        
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