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geschnitztem Gestühl vom Anfang des XVI. Jahrhunderts. Über Szökefalva mit aus
gezeichnetem Weißwein und Musterweingärten führt dann der Weg nach dem Hauptort
des Comitats zurück, von wo man noch südlich einen Ausflug nach Borzas und seinen
jodhaltigen Salzquellen machen kann.
In südwestlicher Richtung von Dicsö-Szent-Märton führt unser Weg der Kükül-
lößög-Sövarader Eisenbahn entlang weiter. Rechts bleiben die Dörfer Dombö und
Kirälyfalva mit ihren wohlgepflegten Weingärten liegen, deren Wein einen guten Ruf
hat. Dann folgen an der Comitatsstraße Adamos und Sövenyfalva, in deren einem
nach siebenbürgischer Überlieferung der alte berühmte Rechtsgelehrte Stephan Verböczy
geboren sein soll, was aber historisch nicht nachweisbar ist. Südlich von Sövenyfalva
liegt Kokelburg (Küküllövär), wo der Weg sich gabelt. Einerseits schlängelt er sich im
Klein-Kokelthal weiter bis in die südwestliche Ecke des Comitats, anderseits zieht er in
südöstlicher Richtung über Bunnersdorf und Bassen (Also- und Felsö-Bajom) gegen
Mediasch. Der Vergangenheit Kokelburgs und seiner alten Burg wurde schon gedacht.
Das jetzige Schloß ist 1769 durch' den siebenbürgischen Kanzler Gabriel Bethlen erbaut.
Es gehört den Grafen Haller. Das massive Viereck, zwei Stockwerke hoch und an den
Ecken mit vier runden Bastionen bewehrt, steht malerisch wirksam auf einer Anhöhe des
Kokelusers. Ringsum grünt ein großer Park, der einst zu den schönsten in Siebenbürgen
gehörte. Ein bemerkenswerthes Gebäude ist auch die gothische Kirche der Reformirteu,
aus dem XV. Jahrhundert, mit einem Reliefgrabmal der Sophie Patöcsy vom Ende des
XVI. Jahrhunderts. In der Gruft der Kirche wurden kürzlich hochinteressante Schmuck-
gegenstande und Kleider aus dem XVI. Jahrhundert gefunden, die im Siebenbürgischen
Museum aufbewahrt sind. Zum Gottesdienste wird jetzt blos das Mittelschiff der Kirche
benutzt, das übrige dient als Kornspeicher. Südwestlich von Kokelburg, am rechten Ufer
des Klemm Kokelflusses, sind Kloß dorf (Bethlen-Szent-Miklös)und Wenden (Magyar-
Benye) hervorzuheben. Kloßdorf gehörte ursprünglich den Grafen Bethlen von Bethlen;
Gregor Bethlen hatte es von König Sigismund erhalten. Der Kanzler Nikolaus Bethlen
erzählt in seinen Denkwürdigkeiten, wie sein älterer Bruder Wolfgang an der Stelle des
jetzigen Schlosses ein wohlbefestigtes Castell erbaute, dessen breite Gräben mit dem
Wasser des Kokelflusses gefüllt werden konnten. Er aber beschloß, sobald er das Gut
übernommen hatte, an Stelle des alten Castells ein Schloß im französischen Geschmack
bauen zu lassen. Dies geschah auch, und zwar wurden dazu die Steine der südlich vom
Orte bei Glogovicza bestandenen Burgruine, aus unbestimmter Zeit, verwendet. Das
Schloß war schön und die Säle ließ der Erbauer mit allegorischen Malereien schmücken,
welche die Tage der Woche darstellten; in dem damaligen Siebenbürgen ein wahres
Curiosum. Das Schloß und ein Theil der Herrschaft gingen durch Erbschaft an die