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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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Die beiden minorennen Gegenkönige führten in Wahrheit nur den Namen von 
Königen; die königliche Gewalt, die Güter und Einkünfte der Krone wurden von den 
durch die Parteikriege immer mehr verwildernden Oligarchen, durch Matthäus Csäk, der 
von Wenzel die Comitate Neutra und Trencin geschenkt erhielt, durch die Güssinger, durch 
Omvde und dessen Söhne aus dem Geschlechts Abas, durch den siebenbnrgischen Wojwoden 
Ladislaus und andere Große usurpirt. 
Während des drei Jahre andauernden erbitterten Kampfes führte der junge Wenzel 
in der Ofener Burg ein schwelgerisches, ausschweifendes Leben und zeigte sich der Aufgabe 
nicht gewachsen, sich auf dem Thron, dessen er durch das Urtheil der Curie beraubt 
wurde, zu erhalten. Seine Partei schrumpfte infolge des Einflusses des durch den Papst 
gewonnenen Clerus so sehr zusammen, daß der junge Schattenkönig sich kaum in seiner 
Residenz, der Ofener Burg, sicher fühlen mochte, nachdem sogar die Ofener Bürgerschaft 
abtrünnig geworden und zur Partei Karls übergegangen war. 
Wenzel II., der König von Böhmen, kam im Sommer 1304 zur Rettung seines 
bedrohten Sohnes mit bewaffneter Macht nach Ungarn. Da er die Verschlimmerung der 
Lage seines Sohnes zumeist dem Clerus zur Last legte, verwüstete er die Güter des 
Neutraer Bischofs Johannes, plünderte Neutra, eroberte Gran, gab die Kirchenschätze 
als Beute preis, zerriß die Privilegienbriefe der Geistlichkeit, zog in Ofen ein und kehrte 
mit seinem Sohne und mit der Krone nach Böhmen zurück. 
Zur Wiedereroberung der ungarischen Krone brachen sofort unter den Fahnen Karls 
20.000 ungarische und kumanische Reiter in Böhmen ein, welches auch durch Albrecht, 
den römischen König, und durch andere Fürsten mit Krieg überzogen wurde. Der 
Feldzug führte in diesem Jahre nicht zum Ziele; im nächsten Jahre wurde jedoch der 
Wiederausbruch des Krieges durch den inzwischen eingetretenen Tod des Königs 
Wenzel II. (21. Juni 1305) verhindert, nachdem schon der durch letzteren gewonnene 
baierische Herzog Otto das Obercommando der böhmischen Truppen übernommen hatte. 
Der junge Wenzel III. versöhnte sich sofort mit Albrecht und übergab die ungarische Krone 
sammt allen dazu gehörigen Rechten Otto von Baiern, dem Enkel Belas IV. 
Otto, der, verkleidet sich durch Österreich schleichend, die Krone mit sich führte, 
dieselbe bei Fischamend verlor, aber wieder fand, wurde in Ödenburg durch die einstigen 
Getreuen Wenzels und darunter von den Güssingern empfangen und durch zwei zu ihrer 
Partei übergetretene Bischöfe in Stuhlweißenburg gekrönt (6. December 1305). 
Der Parteikrieg brach neuerdings zwischen den beiden Gegenkönigen aus und 
wüthete namentlich jenseits der Donau, wo der österreichische Herzog Rudolf sogar 
gezwungen war, den Güssingern, welche fortwährend in Österreich und Steiermark Einfälle 
machten, mit bewaffneter Hand entgegenzutreten. Als Rudolf seine Truppen aus Ungarn
	        
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