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noch keine Eroberung zu machen, obschon ein Theil der ungarischen Truppen fortwährend
im böhmischen und österreichischen Kriege beschäftigt war.
Da Matthias weder von Katharina Podiebrad, welche 1464 starb, noch von seiner
zweiten Frau Beatrice von Neapel mit Nachkommen beschenkt worden war, trachtete er
den Thron auf seinen natürlichen Sohn Johann Corvinus zu vererben. Er nahm auch
den Großen des Reiches und einigen Municipien den Schwur ab, daß sie nach seinem
Tode seinen Sohn zum König wählen würden. Nur sein Plötzlich eingetretener Tod
verhinderte, daß die Stände seinen Sohn feierlich als Thronfolger anerkannten. Der
König starb in der Blüte seiner Manneskraft, 47 Jahre alt, in der Wiener Burg (am
6. April 1490), dem Volksglauben nach durch Gift.
Die zweiunddreißig Jahre der Regierung des Königs Matthias bilden eine der
glänzendsten Epochen der Geschichte Ungarns. Seine Energie sicherte dem Lande die
Herrschaft der gesetzlichen Ordnung, seine eherne Faust schlug sowohl die Rebellen nieder,
als sie auch die in Zügellosigkeit verfallenen Oligarchen bändigte und das Volk gegen
grundherrliche Willkür schützte. Mit seinen disciplinirten Truppen, deren Kern durch die
von ihm errichtete Schwarze Legion gebildet wurde, erfocht er, Dank seinem Feldherrn
genie, oft auch über vielfach stärkere Heere den Sieg. Die Wohlfahrt des Landes erreichte
trotz der Steuern, die indeß gerecht vertheilt und ehrlich administrirt wurden, eine hohe
Stufe; obwohl er langwierige auswärtige Kriege mit großen Kosten führte, vermochte
er doch in Ofen einen Hof von stannenswerther Pracht zu halten, den die Meisterwerke
der Kunst schmückten, an welchem italienische und deutsche Gelehrte um die Gunst des
elastisch gebildeten hochgefeierten Königs wetteiferten. Die höchste Zierde seines Palastes
bildete seine weltberühmte Bibliothek, deren noch vorhandene Bruchstücke zu den eifersüchtig
gehüteten Schätzen der europäischen Bibliotheken gehören. Die Nation fühlte durch den
Ruhm ihres Königs sich selbst verherrlicht und hing mit Hingebung und Liebe an dem
großen Sohne des großen Johann Hunyadi, an dem volksthümlichsten ungarischen König,
und noch nach Jahrhunderten erzählte man gerne von dem verschwundenen glänzenden
Zeitalter, von den ruhmvollen Thaten Königs Matthias „des Gerechten". Sein Andenken
wurde, dauernder als durch eine Erz- oder Marmorstatue durch den Volksspruch erhalten,
der noch heute häufig zu hören ist: „König Matthias ist todt, mit ihm starb die
Gerechtigkeit".
Um den erledigten Thron des Königs Matthias bewarben sich außer seinem Sohne
Johann Corvin der römische König Max auf Grund des Vertrages vom Jahre 1463,
ferner als Nachkomme Königs Albrecht in weiblicher Linie Wladislaw, König von
Böhmen, und sein jüngerer Bruder Herzog Albert. Die mächtigen Großen, die der
energischen Regierung Königs Matthias überdrüssig geworden, begünstigten zumeist den
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