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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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„Nein!" — antwortete Eszterhäzy — „es ist das höchste Vertrauen, daß das Land 
Dasjenige, um was es seit zwei Jahrhunderten bittet, was ihm mit Schrift und Siegel 
versprochen wurde, was aber bis jetzt nicht verwirklicht werden konnte, nunmehr von der 
Huld Eurer Majestät erwartet." 
Inzwischen wuchs die äußere Gefahr immer mehr. — Der baierische Kurfürst, 
dem auch Frankreich zu Hilfe eilte, bereitete sich vor, in Österreich einzubrechen. Das 
österreichische Heer, welches Maria Theresia hätte schützen können, war gering an Zahl und 
zerstreut in Italien und Belgien oder kämpfte unglücklich in Schlesien gegen die Preußen. 
Zwischen der baierischen Grenze und Wien gab es keine nennenswerthe Armee, welche den 
siegreichen Feind hätte aufhalten können. Angesichts der unmittelbar nahen Gefahr gab 
es nur noch ein Rettungsmittel: sich an die Ungarn zu wenden, ihnen die kritische Lage zu 
enthüllen und die gesammte Kraft Ungarns in die Wagschale der kriegerischen Entscheidung 
zu werfen. Maria Theresia war hierzu bereit, doch die deutschen Räthe widerriethen, 
weil sie fürchteten, daß die Ungarn nach der Erkenntniß der wahren Lage nur umso 
höhere Ansprüche erheben würden. Die Königin entschied jedoch in entgegengesetztem 
Sinne. Am 11. September Vormittags um elf Uhr lud sie den Reichstag zu sich in die 
königliche Burg, wie es Sitte war, wenn königliche Propositionen unterbreitet wurden. 
Die Königin saß auf dem Throne. Neben ihr stand der Kanzler Graf Ludwig Batthyänyi 
und trug die Proposition der Königin vor. Der Feind habe ungerechterweise die Erbländer 
Ihrer Majestät angegriffen, Wien sei unmittelbar bedroht. Bedroht seien nicht minder 
alle Erbländer und selbst Ungarn sei in Gefahr, nach welchem der baierische Kurfürst 
gleichfalls seine Hand ausstrecke. Das Land möge für die gebührende Vertheidigung 
sorgen! Nach dem Kanzler sprach Maria Theresia selbst, augenscheinlich ergriffen, in 
lateinischer Sprache: „Betrübt und von Allen verlassen, wenden wir uns an die geehrten 
Stünde, in Angelegenheit der Vertheidigung unseres Erblandes Österreich. Unser, unserer 
Kinder Schicksal" — bei diesen Worten füllte sich ihr Auge mit Thrünen und sie griff 
zum Taschentuche — „hängt davon ab! Verlassen von der ganzen Welt, nehmen wir 
unsere Zuflucht zu der Treue, zu den Waffen des Landes, zur alten ungarischen Tapferkeit 
und bitten die geehrten Stände innigst, sie mögen in dieser großen Gefahr so rasch als 
möglich berathen und handeln!" Noch während sie sprach, wurden die Stände von einer 
tiefen Rührung ergriffen. Das Auge der Männer füllte sich mit Thränen und es erbrauste 
der Ruf: „Unser Leben und unser Blut!" Primas Eszterhäzy sprach im Namen des 
Reichstages, kurz, aber voll Nachdruck. Er erklärte: „Betrübt vernehmen wir die betrübende 
Nachricht. Das Recht der Königin ist rein, heilig, klar vor der ganzen Welt. Ungarn ist 
bereit, ihrem Schutze all' seine Kraft, sein Blut und sein Leben zu weihen!" Die Ver 
sammlung ging in großer Aufregung auseinander und in die opferfreudige Begeisterung
	        
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