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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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bis Sonnenuntergang kämpfen, bis der eine gefallen war oder die Waffen niedergelegt 
hatte. Der Client desselben verlor den Proceß und bezahlte dem Richter zehn Mark. 
Wollten die Parteien sich während des Kampfes vergleichen, so bezahlte, wer den Vergleich 
autrug, ein Stück flandrischen Tuches. 
Diese Zweikampfordnung ging als uralter Brauch selbst aus die Bürgerclasse über. 
Noch im XVII. Jahrhundert machten in unseren großen Städten, z. B. in Kaschau, die 
Bürger ihre Proceßsacheu hoch zu Roß, mit Lanzenstichen und dem Kvlbeustock aus, ja es 
gab nach unseren Daten noch zu Anfang dieses Jahrhunderts Städte bei uns, wo die 
Bürger heiklere Ehrenhändel auf dem offenen Markte, angesichts von Volk und Magistrat, 
im Zweikampf zu Pferde anssochten. Noch heute ist diese Sitte nicht ganz ausgestorben. 
Die Duellmauie der vornehmen Schichten setzt den alten Hang zu heldenmäßigem Gebaren 
fort, und bei unserem niederen Volke werden wir, wo von den Volkssitten die Rede sein 
wird, stellenweise jenen Episoden begegnen, deren Titel lautet: „Wer ist der Bursche in der 
Csärda?" (Wer ist hier Hahn im Korbe? als Aufforderung zur Schlägerei.) 
Eine andere Art von Zweikampf fand auf dem Schlachtfelde statt zwischen hervor 
ragenden Kriegern der Angesicht zu Angesicht aufgestellten Heere und wurde häufig als 
schlachtentscheidendes Gottesgericht angesehen. Dieser Art war der Zweikampf zwischen 
Herzog Bela und dem pommerschen Riesen. Einen merkwürdigen Fall von solchem Zwei 
kampfe berichten unsere Daten folgendermaßen. Ersek-Ujvar (Neuhüusel) wurde von den 
magyarischen Heerhanfen belagert; die Türken saßen in der Festung. Ibrahim, Anführer 
der Spahis von Palänka, forderte den Kapitän der magyarischen Husaren, Michael Bory, 
hochmüthig zum Zweikampf auf. Ibrahim kam mit einer Schar Spahis zum Zweikampf 
heraus und ihm rückte unter Bory die magyarische Reiterei in gleicher Zahl entgegen. Der 
türkische Krieger hatte aber ein Pferd, welches gleichfalls auf den Kampf abgerichtet war 
und den Gegner mit dem Gebiß angriff, während es dessen Roß mit seinen Hufen traf. 
Sobald Bory diese Kriegslist merkte, erhob er Einwaud gegen den Zweikampf. Darüber 
wurde die beiderseitige Mannschaft handgemein, stürzte sich aus einander und begann eine 
Balgerei, welche damit endete, daß die türkische Schar, von den Magyaren decimirt, 
spornstreichs in die Veste znrückflvh; das blutgierige Roß Ibrahim Begs blieb unter 
anderem in den Händen der Magyaren. Dieses erbeutete Pferd schenkte der Feldherr 
Niklas Pälffy seinem Kapitän Johann Draskovies. Als daun später einmal die Türken 
die Magyaren wieder zum Zweikampf herausforderten, stellte sich auf Palffys Befehl 
Draskovies dem türkischen Kämpen. Kaum aber waren sie zusamniengestoßen, als der 
grimmige Hengst sich bäumte, mit seinem furchtbaren Gebiß den Türken ans dem Sattel 
zerrte und, obgleich Draskovies ihn mit den Fäusten schlug und am Zügel wegriß, sich 
nicht beruhigen wollte, bis er den Feind zerstampft hatte.
	        
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