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Sohnes: ein Feuerstrom werde ihr Sprößling sein und über weite Länder sich ergießen.
Deshalb erhielt der Sohn nach seiner Geburt den Namen Älmos. (ülow -- Traum.)
Almos macht sich mit seiner ganzen Nation aus, um das neue Vaterland als ein
von Attila ihm hinterlassenes Erbe zurückzuerobern. Der „turnt" zeigt den Weg bis ans
Ziel. Als das Volk, an die Karpathen gelangt, zaudert, stürzt sich das luftige Heer des
„turnt", ein Schwarm von Adlern und Geiern, auf die Magyaren und drängt sie zur Eile.
Almos, nachdem er seinem Volke die neue Heimat gezeigt, verschwindet, gleich Moses an
der Grenze des verheißenen Landes, aus der Weltgeschichte und Überlieferung. Die
Führer erheben seinen Sohn Ärpäd auf den Schild und machen ihn zum Herzog, sie
schwören ihm Treue, indem sie sich in die Arme schneiden und ihr Blut in den gemeinsamen
Opferkelch fließen lassen. Sie schließen gegenseitig einen Bund mit dem Herzog; die
Nation gelobt, ihre Herzoge stets aus dem Stamme Ärpäds zu wählen, behält sich aber
auch ihm gegenüber als ihre Rechte vor, daß er das zu erobernde Vaterland gerecht unter
die 108 Geschlechter vertheile, daß den Nachkommen der Führer freie Berathung vor dem
Herzog verbleibe, und damit ist der Grund zur ersten Verfassung gelegt. Die Abkömmlinge
Csabas, das zur Nation herangewachsene SMervolk, kommen ihm zu einer Begegnung
entgegen und schließen unter ihrem Fürsten Zandirhäm ein Bündniß mit der verwandten
Nation Ärpäds. Die fünf Punkte dieses Bündnisses werden in steinerne Schilde
eingegraben. Ärpäd siegt in den Schlachten, aber ehe er die Eroberung mit dem Schwerte
durchführt, fordert er Svatopluk, den Fürsten eines Landestheiles, zur Unterwerfung auf,
schickt ihm ein weißes Roß zum Geschenk und wünscht von ihm als Gegengabe Erde, Gras
und Wasser. Dies ist bei dem alten Scythenvolke die Symbolisirung der freiwilligen
Unterwerfung. Nachdem er die Symbole erhalten, nimmt er mit voller Sicherheit das ganze
Land in Besitz. So lesen wir es in einem alten Liede: „Gedenken wir der alten Dinge,
aus Scythenland der Ankömmlinge."
Bis hierher sind überlieferte Sage und Geschichte so miteinander verwachsen, daß
man entweder, wie die öffentliche Meinung es thut, das Ganze hinnehmen oder das
Ganze verwerfen muß. Interessante Aufzeichnungen über die Vermengung von heiligen
Gestalten der Urreligion und des christlichen Glaubens finden wir schriftlich und bildlich
bei Stilting und in der Wiener Bilderchronik. Nach dem Chronisten hat Gäza, der
heidnische Herzog, ein Traumgesicht, in dem ihm die gebenedeite Muttergottes als
schönste der Frauen, von Wunderglanz umflossen und von drei anderen Frauen
begleitet, erscheint. Die Muttergottes gibt sich zu erkennen und thut dem Herzog kund,
daß ihm ein Sohn erstehen und daß dieser der Magyaren König sein werde. Die Wiener
Bilderchronik stellt ans Grund der Fortbildung dieser Legende schon Vajks Geburt in einer
Miniatur dar; seine Mutter Sarolta hält, im Bette liegend, ihn ans den Händen und vor