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kraft deren Andreas von Jerusalem diese Station zur Abtei erhebt. Er richtet also ein
Gesuch an den König, der ihn auf Grund dessen zum Abt ernennen solle. Matthias ist just
in scherzhafter Laune und schreibt auf die Rückseite der Bittschrift: „der Wunsch sei gewährt,
wofern der Pfarrer vorher folgende drei Fragen zu beantworten wisse: 1. Wo die Sonne
aufstehe? 2. Wie viel der König Werth sei? 3. Was der König sich denke?" Nach drei
Tagen solle er in der Burg zu Ofen erscheinen und die Fragen des Königs beantworten.
Der fromme Pfarrer zerbricht sich jedoch vergebens den Kopf, er findet auf diese Fragen
keine Antwort. Der Grund seiner Sorgen wird dem Kantor kund, der ihm vorschlägt, er
selber wolle in der „Reverenda" des Pfarrers hingehen vor das Angesicht des Königs
und statt seiner die drei Fragen beantworten. Der Pfarrer läßt ihn sein Priestergewand
anziehen und entsendet ihn an seiner Statt vor das königliche Antlitz. „Wohlan denn, wo
steht die Sonne auf?" fragt der König. „Eurer Majestät in Ofen, mir aber in Czinkota!"
ist die Antwort. Sie trifft das Richtige. Nun folgt aber die zweite Frage: „Was ist der
König werth?" Antwort: „Ei, wenn man meinen Herrn Jesus Christus um dreißig
Silberlinge verkauft hat, so ist mein Herr König wohl seine neunundzwanzig Silberlinge
Werth." Auch dagegen läßt sich nichts einwenden. Wie stehts aber mit der dritten Frage:
„Was denkt sich der König?" „Ei nun, Seine Majestät denkt sich jetzt wohl, er spreche mit
dem Pfarrer von Czinkota, und doch steht nur sein allerunterthänigster Knecht, der Kantor
von Czinkota vor ihm." Dem König gefällt der Mann und er will ihn zum Abt ernennen.
Der Kantor aber bedankt sich gar schön für die Ehre und bittet sich statt dessen ans, der
König möge befehlen, daß in Czinkota die Halbe größer werde. „Wohlan denn, sie sei
doppelt so groß wie bisher," befiehlt der König und sorgt auch dafür, daß die Zeche des
Kantors im Wirthshause bezahlt werde. Und seither ist die Halbe in Czinkota noch immer
doppelt so groß wie anderwärts; allerdings muß man dafür auch das Doppelte bezahlen.
Als Seitenstück dazu können die „drei Fragen" dienen. Der König lustwandelte mit
drei Bannerherren im Thale von Visegräd. Sie erblicken einen alten Bauer, der eben mit
vier Ochsen die harte Scholle Pflügt. Der König spricht den Bauer an: „Na, Alter, ist
das Ferne noch fern?" „Ei, mein Herr König, nur noch bis zu den Hörnern meiner
Ochsen." „Und wie viel sind denn Zweiunddreißig?" „Ei, die sind nur noch Zwölf." „Aber
darum könntest du doch wohl noch drei alte Geißböcke melken?" „Ei freilich könnt ich das,
wenn ich sie nur kriegte." Jeder der drei Herren, die den König begleiteten, hatte irgend
ein Anliegen an ihn, der Eine strebte nach einem Amte, der Andere nach einer Donation.
Da sagte ihnen der König: „Ihr sollt Alles haben, worum ihr bittet, wenn ihr mir den
Sinn des soeben gehörten Zwiegesprächs erklären werdet." Das Räthsellösen ist nie die
starke Seite der großen Herren gewesen. Sie suchten, nachdem sie den König verlassen,
den pflügenden Alten auf und drangen in ihn, daß er ihnen seine Worte erkläre. Gern,