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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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vielmehr haben unsere Lyriker die Leier im Wege der Überlieferung von einander geerbt 
bis herauf in die neueste Zeit. Über die von ihnen componirten Melodien können wir 
nichts melden, doch sind dieselben zweifelsohne in den Volksmund übergegangen und laufen 
noch jetzt im Alltagsleben um, wenn auch nicht in ihrer ursprünglichen Art, aber als 
Nährstoff für neuere Formen. 
Aus dem XVI. Jahrhundert verbleiben uns noch einige Denkmäler der Kunst- und 
Tanzmusik nebst den Namen einiger Komponisten und Virtuosen, welche dem ungarischen 
Geiste Ehre gemacht haben. Jedes dieser Musikstücke ist von großem Interesse, insofern die 
ältesten Formen und Eigenthümlichkeiten der ungarischen Instrumentalmusik in ihnen 
vollständig aufbewahrt sind, ja auf dem Gebiet der Tanzmusik sogar eine rhythmische 
Construction in ihnen vorkommt, welche in unseren Tagen völlig ausgestorben ist, so daß 
Viele ihr das Recht des Daseins ganz und gar bestreiten; es ist dies die Dreier-Tactart. 
Die betreffenden Komponisten und, hinsichtlich der Tanzmusik, Transscriptoren sind die 
sogenannten Lautenschläger, an denen es in Ungarn nicht fehlen konnte, da die Laute nach 
dem Zeugniß des Vaters des großen Naturforschers Galilei nach dem Orient-Feldzug 
Andreas II. gerade durch die Ungarn in Europa beliebt gemacht worden ist. Diese Lauten 
schläger nahmen die Stelle unserer heutigen Klaviervirtuosen ein. Jedes Land in Europa 
hatte solche Künstler, welche mit dem allgemeinen Charakter des musikalischen Könnens 
auch noch den nationalen vereinigten, aber durch ihre Kunst gleichwohl zu Weltbürgern 
wurden. So finden wir in den Sammlungen lyrischer Musik aus dieser Zeit das Andenken 
der ungarischen Künstler Valentin und Johann Bakfvrt für die Nachwelt aufbewahrt. 
Über den Ursprung und Namen Valentin Bakforts ist noch nicht volles Licht 
gebreitet. Er wird eigentlich Valentin Graevius (Greffus) Bakfort geschrieben und soll der 
Geburt nach ein Siebenbürger Sachse, sein. Damit scheint im Widerspruch zu stehen, daß 
er sich auf den Titelblättern seiner 1569 in Antwerpen erschienenen Werke „Uuniioirius" 
nennt und daß sogar statt des latinisirenden „Uuelurerm" unter der Widmung des 
Buches: „Vulsirliiius Uukkui'Ir, Uuiruoirins" steht. Wobei noch weitere Verwirrung 
angerichtet wird durch folgende zwei Zeilen eines Epigramms, das ein polnischer Edel 
mann zu Ehren des Componisten verfaßt hat: 
„Ille >upi NLtus 1'rs.neiui e s-wbuins cujus 
OcnLtum Asminis Nie OiLitems. viäcs." 
Wie dem auch sei, sicher ist auf alle Fälle, daß er von mütterlicher Seite sächsischen 
Ursprungs war. Er zeichnete sich zuerst in Siebenbürgen aus, wofür ihn Sigismund 
Zapolya zum ungarischen Edelmann machte. Dann kam er nach Ungarn herüber und 
wurde zum Pannonius. Von Ungarn ist er in den Sechziger-Jahren wahrscheinlich von
	        
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