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Steingeräthe, indem sie wie bei diesen mehr Rücksicht auf das Gewicht als auf die Schärfe
nahm, doch später auch neue zweckmäßigere Formen erfand. Solche Kupferwerkzeuge, wie
sie bei uns häufig sind, kommen kaum in Deutschland, Polen und dem skandinavischen
Norden vor, doch in den Pfahlbauten der österreichischen Alpenseen und in dem Vieler
See in der Schweiz fanden sie sich ebenfalls vor, und zwar in verwandten Formen mit
den unsrigen. Wir bemerken noch, daß die schmalen blattförmigen Knpferdolche und Messer
der ältesten cypriotischen Gräber auch im Hinblick auf die Art, wie sie im Hefte befestigt
waren, vollkommene Analogien bei uns finden.
Die fortlaufende Entwicklung, die aus der Steinzeit in die Kupferzeit führte, wurde
hier, wie in ganz Europa, durch das Erscheinen eines neuen Volkes unterbrochen, welches
ans einer höheren Stufe der Civilisation stand, da es Waffen und Werkzeuge aus Bronze
verfertigte, die wesentlich von jenen der Steinzeit und Kupferzeit verschieden sind. Dieses
Volk wußte also schon, daß aus einer in einein bestimmten Verhältnisse bewerkstelligten
Vermischung des Kupfers und des Zinns ein Erz entsteht, welches härter als das Zinn und
das Kupfer, leichter geschärft werden kann und durch den Guß hergestellt wird. Es kannte
daher den Bergbau, war in Handelsverbindung mit Ländern, in denen das Zinn vorkommt,
und verstand die Kunst der Legirung. Die Alterthumsforscher bringen dies Volk mit der
arischen Völkerwanderung in Verbindung, und wirklich scheint es, daß alle Völker des
westlichen Asien, von den Thälern des Paropamisus ausgehend, das kaspische und schwarze
Meer umwandernd, zur Donau gelangten und längs des Stromes durch das jetzige Ungarn
nach Westen zogen. Helbig, der gelehrte Secretür des archäologischen Institutes in Rom,
zweifelt in seiner Abhandlung über die Italiker im Pothale durchaus nicht daran, daß
diese vom Nordosten nach Italien gelangten, und wirklich finden wir in den künstlichen
Theißhügeln (dalmok) dieselben Erscheinungen wie in dem Terramare des Pothales.
Die Denkmäler der Bronzeeultur stehen durch ganz Europa in näherer oder weiterer
Verwandtschaft mit einander. Die Prühistoriker unterscheiden daher in Hinsicht der Formen
verschiedene Gruppen. Die ungarischen Bronzegegenstände sind einfacher als die skandi
navischen, die französischen und italienischen. Das Schwert, der Meißel, die Fibula zeigen
bei uns Eigenthümlichkeiten, welche über unsere Grenzen hinaus nur selten Vorkommen,
aber im mittleren Donaubecken bis zu den Karpathen überall gefunden werden. Obgleich
auch im Bronzealter verschiedene Völker Ungarn bewohnten, war ihre Civilisation den
Denkmälern zufolge dieselbe. Wir finden die eigenthümlichen Formen der Bronzezeit
Ungarns in der Zeichnung zusammengestellt, welche den Anfang dieses Capitels ziert.
Mit dem Gebrauch des Eisens beginnt die historische Zeit. Herodot, welcher im
V. Jahrhundert v. Ehr. von: Laufe der Donau noch sehr unklare Begriffe hatte, setzt die
Agathyrsen, wie es scheint ein thracisches Volk, nach Siebenbürgen. Die Denkmäler