MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

23 
Steingeräthe, indem sie wie bei diesen mehr Rücksicht auf das Gewicht als auf die Schärfe 
nahm, doch später auch neue zweckmäßigere Formen erfand. Solche Kupferwerkzeuge, wie 
sie bei uns häufig sind, kommen kaum in Deutschland, Polen und dem skandinavischen 
Norden vor, doch in den Pfahlbauten der österreichischen Alpenseen und in dem Vieler 
See in der Schweiz fanden sie sich ebenfalls vor, und zwar in verwandten Formen mit 
den unsrigen. Wir bemerken noch, daß die schmalen blattförmigen Knpferdolche und Messer 
der ältesten cypriotischen Gräber auch im Hinblick auf die Art, wie sie im Hefte befestigt 
waren, vollkommene Analogien bei uns finden. 
Die fortlaufende Entwicklung, die aus der Steinzeit in die Kupferzeit führte, wurde 
hier, wie in ganz Europa, durch das Erscheinen eines neuen Volkes unterbrochen, welches 
ans einer höheren Stufe der Civilisation stand, da es Waffen und Werkzeuge aus Bronze 
verfertigte, die wesentlich von jenen der Steinzeit und Kupferzeit verschieden sind. Dieses 
Volk wußte also schon, daß aus einer in einein bestimmten Verhältnisse bewerkstelligten 
Vermischung des Kupfers und des Zinns ein Erz entsteht, welches härter als das Zinn und 
das Kupfer, leichter geschärft werden kann und durch den Guß hergestellt wird. Es kannte 
daher den Bergbau, war in Handelsverbindung mit Ländern, in denen das Zinn vorkommt, 
und verstand die Kunst der Legirung. Die Alterthumsforscher bringen dies Volk mit der 
arischen Völkerwanderung in Verbindung, und wirklich scheint es, daß alle Völker des 
westlichen Asien, von den Thälern des Paropamisus ausgehend, das kaspische und schwarze 
Meer umwandernd, zur Donau gelangten und längs des Stromes durch das jetzige Ungarn 
nach Westen zogen. Helbig, der gelehrte Secretür des archäologischen Institutes in Rom, 
zweifelt in seiner Abhandlung über die Italiker im Pothale durchaus nicht daran, daß 
diese vom Nordosten nach Italien gelangten, und wirklich finden wir in den künstlichen 
Theißhügeln (dalmok) dieselben Erscheinungen wie in dem Terramare des Pothales. 
Die Denkmäler der Bronzeeultur stehen durch ganz Europa in näherer oder weiterer 
Verwandtschaft mit einander. Die Prühistoriker unterscheiden daher in Hinsicht der Formen 
verschiedene Gruppen. Die ungarischen Bronzegegenstände sind einfacher als die skandi 
navischen, die französischen und italienischen. Das Schwert, der Meißel, die Fibula zeigen 
bei uns Eigenthümlichkeiten, welche über unsere Grenzen hinaus nur selten Vorkommen, 
aber im mittleren Donaubecken bis zu den Karpathen überall gefunden werden. Obgleich 
auch im Bronzealter verschiedene Völker Ungarn bewohnten, war ihre Civilisation den 
Denkmälern zufolge dieselbe. Wir finden die eigenthümlichen Formen der Bronzezeit 
Ungarns in der Zeichnung zusammengestellt, welche den Anfang dieses Capitels ziert. 
Mit dem Gebrauch des Eisens beginnt die historische Zeit. Herodot, welcher im 
V. Jahrhundert v. Ehr. von: Laufe der Donau noch sehr unklare Begriffe hatte, setzt die 
Agathyrsen, wie es scheint ein thracisches Volk, nach Siebenbürgen. Die Denkmäler
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.