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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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Wenn ein Fremder das Alföld in seiner gesegneten Stunde erblickt, wird er gewiß 
sagen: „Da ist es freilich leicht ein Herr zu sein"; ein wogendes Meer von Ähren, so 
weit das Auge reicht, förmliche Waldungen von Mais, Lucernefelder, in denen man bis 
zum Gürtel watet, Tabakblätter von Armeslänge, — aber leider hat die Medaille auch 
ihre Kehrseite. Wir haben den schlechten Zustand der Straßen schon berührt; tagereisen 
weit hat man den Kies für die Straßen zu suchen; beim Bau fehlt es an Sand; aber es 
melden sich ja noch weit schwerere Übelstände. Wir versuchen einen Brunnen zu graben; 
an zwei oder drei Stellen ist die Erdarbeit gethan, aber es zeigt sich kein Wasser, an einer 
vierten Stelle freilich findet man schönes, klares Wasser, aber es ist wegen seines 
Geschmacks nicht trinkbar; endlich findet der Suchende Wasser, das zwar nicht rein, doch 
wohlschmeckendes „blondes Wasser" ist, gar verdächtig für das Auge eines au krystall- 
helles Gebirgswasser gewöhnten Menschen, dem Alföldbewohner aber hochwillkommen, da 
er gerade dessen Trübheit als Zeichen der Güte betrachtet. Gutes, erfrischendes Wasser ist 
also eine Seltenheit auf dieser großen Ebene, und doch ist es ein so brennendes Bedürfniß, 
besonders wenn im Sommer das Thermometer bis auf 38'5 Grad Celsius steigt, so daß 
der landwirthschaftliche Arbeiter aus der Fremde diesen Mangel geradezu als eine 
Calamität empfindet. 
Wir haben das eine Extrem der Temperatur, die Hitze des Sommers erwähnt; das 
andere ist die große Kälte im Winter. Dazu kommen in jeder Jahreszeit die großen 
Schwankungen der Temperatur, welche beim Menschen, wie beini Thiere die Abhärtung 
gegen alle Launen der Witterung voraussetzen. Wie um die Temperatur, so steht es auch 
um die Niederschläge. Daß dieselben größtentheils in die Wintermonate, eventuell in den 
Juni fallen, ist der Landwirthschaft keineswegs sehr dienlich. Jener gewisse stille Land 
regen im Mai, den nach einer bekannten Anekdote der Richter von Kaba für werthvoller 
als die ganze Wiener Schatzkammer erklärte, bleibt nur allzuoft ein frommer Wunsch und 
weit öfter herrscht sein Gegensatz, eine Trockenheit, die zur Verzweiflung bringt. Da 
kommen dann über das Alföld Dürre, Hitze, ermattende Winde; ohne Frühling ist 
plötzlich der Sommer da, dessen Glut alles entkräftet, der schwarze Humusboden vergeht 
vor Durst und sperrt tausend Mäuler auf, indem er in klaftertiefen Sprüngen aus 
einanderklafft; dort, wo der Rasen grünen sollte, wird er dürr nnd roth. 
Der Landwirth schaut des Morgens nach der aufgehenden, des Abends nach der 
untergehenden Sonne, ob nicht vielleicht Regen verheißende Wolken sie verschleiern; aber 
der Himmel bewahrt sein gleichförmig lächelndes Blai: und bringt mit seiner monatelang 
andauernden unveränderlichen Schönheit alles zur Verzweiflung; immer heftiger dürstet 
die arme Erde und der schöne strahlende Himmel will diesen Riesendurst nicht löschen. 
Endlich naht der heißersehnte Augenblick; im Südosten hebt sich mit spitzenartig gezackten 
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