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mitgebrachten Rebensorten bepflanzten, wie dies auch bei Szirmay nachzulesen ist. Daß
diese Italiener aus dem ehemaligen Staate Venedig hierher verpflanzt wurden, erhellt
aus einem von König Bela 1252 an einen Grafen „Cypriauus de Sarus" gerichteten
Schreiben, worin er dem aus Florenz stammenden Grafen anfträgt, in den Gemeinden
Olaszi und Patak die Grenzen zu bezeichnen, innerhalb deren die italienischen Kolonisten
sich niederlassen sollten. Daß es die Italiener waren, die an der Tokajer Hegyalja die
zweite Epoche des Weinbaues anbahnten, geht noch aus einer einschlägigen Urkunde König
Andreas' III. hervor, worin diese italienischen Ansiedler „königliche Winzer" (viniloroZ
re^ii) genannt werden. Dies beweisen aber auch die Namen jener Traubensorten, die in
diesem ersten ungarischen Weinbezirk verbreitet und unverkennbar italienischen Ursprunges
sind. So mag z. B. „Furmint" (nach Zempliner Aussprache „Formint") von „Formiani",
„Rnmonya" von „Romagna", „Bakator" von „Bacca Dioros" abstammen.
Auch der Weinbau am Plattensee geht mit seinen Anfängen bis auf die Römer
zurück, was durch die ausgegrabenen Münzen, Meilenzeiger und mit Weintrauben
geschmückten Sarkophage hinreichend bezeugt wird. Unter den Königen des Ärpädem
Hauses hatte diese Gegend einen blühenden Weinbau; damals wurden die sieben dort
herum befindlichen Gemeinden, welche den Namen „Kall" führten (drei sind noch heute
vorhanden: Köves-Käll, Szent-Bekall und Mindszent-Kall), von allen Stenern befreit,
waren jedoch zur Lieferung von Wein für den Tisch des Königs verpflichtet. Weniger
bekannt ist der Ursprung des Weinbaues in der Gegend von Erlau und Visonta; doch
wissen wir aus dem Jahre 1271, daß König Stefan V. den Weinzehent des Heveser
Comitats dem Erlaner Bisthnm schenkte; und daß dieses Geschenk nicht gering war, geht
daraus hervor, daß es dem Bischof von Erlau schon zur Zeit Ludwigs des Großen
10.000 Goldstücke jährlich eintrug. Um das Jahr 1350 werden in den Urkunden die
Weine von Ofen, Güns und Ödenburg erwähnt. Daß auch die Weine der Ebene nicht
zu verachten waren, beweist eine Verfügung Ludwigs des Großen, laut deren er, in
Anbetracht der Vortrefflichkeit der Szabadszällaser Weine, dieselben für seine eigene
Tafel bestimmte.
Das Zeitalter der Hunyadis war eines der glänzendsten für den ungarischen Wenn
bau. König Matthias gab der Rebencnltur einen bedeutenden Aufschwung und die an
seinem Hofe versammelten Ausländer säumten nicht, den Ruhm der ungarischen Weine
weithin zu verbreiten. Auch die große Königin Maria Theresia widmete dem Weinbau
besondere Aufmerksamkeit, sie ließ aus Burgund edle Rebengattungen einführen und
befreite 1770 den Ausbruchwein von aller Zehentabgabe
Der Tokajer Wein wird meist für durchaus süß gehalten, während doch der süße
Ausbruch nur einen sehr kleinen Theil des Dnrchschnittsertrages der Tokajer Hegyalja