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Bottich gewöhnlichen Mostes mehr oder weniger Trockenbeeren beimischt. Das Maß der
Trockenbeeren ist an der Tokajer Hegyalja die „Butte", welche etwa dreizehn Liter
enthält. Der Most und fertige Wein werden nach Gönezer Fässern gemessen, welche
durchschnittlich 110 bis 135 Liter enthalten. Wird nun einem Gönezer Fasse eine Butte
zu Brei zerstampfter Trockenbeeren beigemischt, dann ist der Ausbruchwein weniger süß,
also dünner; thut man jedoch vier bis fünf Butten Trockenbeerenbrei in ein Gönezer
Faß Most, dann ist der Ausbruch dunkler, dicker und süßer. Wenn also die Tokajer Weine
als ein-, zwei-, drei-, vier-, fünfbuttiger Ausbruch classificirt werden, so bezeichnet dies die
Anzahl der Butten voll Trockenbeerenbrei, die einem Gönezer Faß voll Most beigemengt
sind. Die besonders gesammelten Trockenbeeren werden also dem Inhalt des Sammel
bottichs entsprechend zugetheilt und in einem kleineren Bottich portionenweise völlig zu
Brei zerstampft. Auf den zerstampften Brei gießt man nun die berechnete Menge von
Most und läßt die Mischung bei wärmerem Wetter zwölf, bei kälterem achtundvierzig
Stunden lang stehen, nicht ohne sie mehrmals im Tage umzurühren. Endlich wird der
Most durchgeseiht und in dichten Trebernsäcken ausgetreten. Die durchgeseihte und aus
getretene Flüssigkeit wird zusammengemischt, in Gönezer Fässer gefüllt und so in ziemlich
kalte Keller gestellt, welche in den Felsen gehauen sind und nur eiuen schmalen Eingang
haben. Da entwickelt sich denn im Laufe einiger Jahre der Wein.
In Jahrgängen, welche nicht so viel Trockenbeeren hervorgebracht haben, daß es
der Mühe Werth wäre sie zu sammeln und zu verarbeiten, wird kein Ansbruch bereitet,
sondern nur „Szamorodni", welches dem Slavischen entlehnte Wort etwas Natür
liches, von selbst Wachsendes, oder Ungekünsteltes bedeutet. Zu diesem Behuf füllt man
die zum Theil geschrumpften Trauben in Säcke und preßt sie in Bottichen aus; der aus
gepreßte Saft wird sogleich in Gönezer Fässer gefüllt, die Trebern aber werden aus den
Säcken in Bottiche geleert und stark mit den Füßen getreten; hierauf wird der Most wieder
zurückgeschüttet und bleibt bis zur ersten Gährung mit dem Saft zusammen, während
welcher Zeit er öfters umgerührt wird. Schließlich wird der Saft durch Säcke durch
getreten und in Fässer gefüllt, die Trebern aber werden durch Pressen, welche aus starken
Balken eonstrnirt sind, gepreßt. Der „Szamorodni" ist nicht süß, aber doch ziemlich glatt
und auffallend stark und aromatisch; er erfreut sich in Rußland und besonders Russisch-
Polen großer Beliebtheit. Ans solchen gewöhnlichen Trauben, zu denen man keinen
Trockenbeerenbrei thut und von denen bei der Weinlese die geschrumpften Beeren abgepflückt
wurden, macht man den gewöhnlichen Wein, der dennoch ziemlich stark ist und das Wässern
durchaus nicht verträgt.
Der zweite Weinbezirk des Landes, sowohl was die Menge, als auch was die
Güte des Erträgnisses betrifft, ist die Plattensee-Gegend, dieser anmuthige Kranz, der