MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

38 
beherrschten und ein bleibendes Reich gründeten, das sich drei Jahrhunderte lang Ul 
erhalten in: Stande war. 
Bajan war der erste und gewaltigste Fürst der Avaren, während dessen Regierung 
der Kaiser von Byzanz durch zweiunddreißig Jahre die kriegerischen Anfälle der Barbaren 
durch jährliche Geschenke zu beschwichtigen suchte. Der Krieg war trotzdem nicht zu ver 
meiden und die Avaren drangen wiederholt nach Mösien, Macedonien und Thracien und 
verwüsteten das offene Land, aber die Kunst der Belagerung konnten sie nicht erlernen. 
Grausamkeit, Raublust und Tücke, welche die Heiligkeit des gegebenen Wortes nicht kennt, 
charakterisiren ihre Herrschaft. 
Sie waren im Stande, zweimalhnnderttausend Mann ins Feld zu stellen; die Gepiden 
waren ihre Sklaven, und damit ihnen die ackerbauenden Unterthanen und Soldaten für 
ihre endlosen Kriege blieben, siedelten sie Slaven im Lande an. 
Das Glück verließ Bajan in seinen letzten Jahren; Priscus, der Feldherr des 
Kaisers Maurikios, schlug ihn in fünf blutigen Schlachten und drang bis zur Theiß vor, 
doch konnte er seinen Sieg nicht ausbenten, denn Kaiser Maurikios ward ermordet und 
die Zwistigkeiten in Byzanz riefen den Feldherrn in die Hauptstadt zurück. Der Nachfolger 
Bajans erneuerte die avarischen Einfälle in das griechische Reich, aber Herakliu» schloß 
Frieden mit ihm und ward ihm tributpflichtig, um freie Hand für den Perserkrieg zu 
erhalten. Noch zweimal zog derAvarenfürst mit seinem Heere hinab vor Byzanz, verbündete 
sich mit den Persern und belagerte die Hauptstadt, doch wurde er zum Rückzug gezwungen. 
Da wurden die Kroaten in dem Lande zwischen der Save und Drave bis zum Meere und 
die Serben an dem rechten llser der unteren Donau angesiedelt. Die Avaren wurden für 
die Folge friedlicher, der Wein, der Wohlstand und der Handel verweichlichten sie, die 
Slaven empörten sich, doch die Avaren blieben dennoch die gefürchteten Feinde der 
Nachbarländer und Völker, bis endlich Karl der Große mit seinen Franken am Ende des 
VIII. Jahrhunderts in einen: mehrjährigen Vernichtungskriege sie endgiltig besiegte und 
unterjochte. Von zwei Seiten, von Baiern und Italien aus geschah der Angriff. Pipin, 
der Sohn des Kaisers, nahm alle Befestigungen der Avaren ein, welche die Chroniken 
„Ringe" nannten, erbeutete die großen Gold- und Silberschütze, welche sie durch dritthalb- 
hnndert Jahre zusammengeraubt hatten, und beschenkte damit die Kirchen des Reiches. 
Die Aufzeichnungen der Geschichtschreiber über den Zustand Ungarns während der 
Völkerwanderung und besonders über das Avarenreich sind höchst spärlich und lückenhaft, 
sie schweigen über die Administration und die Culturzustände; um so wichtiger sind daher 
die Schatz- und Grabfunde aus dieser Zeit, die von: Cnlturleben jener Völker Zeugenschaft 
geben und beweisen, daß die sogenannten Barbaren durchaus nicht aller Civilisation 
entbehrten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.