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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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Diesen großen Eisenbahngesellschaften gegenüber, bei denen das entscheidende Wort 
oft durch ausländische Capitalsgrnppen gesprochen wurde, war die Einsprache des Staates 
in das Tarifwesen und die Verkehrspolitik nicht hinreichend gewährleistet; und doch 
wurde es immer mehr offenbar, daß dies unumgänglich nöthig sei, wenn das Land den 
Fortschritt und die Entwicklung seines wirthschaftlichen Lebens gesichert wissen wolle. So 
gelangte man denn im Laufe der Jahre immer unabweislicher zur Überzeugung, daß dies 
am sichersten mit Hilfe eines Netzes von Staatseisenbahnen zu erreichen sei, welches 
unabhängig von den Linien der fremden Gesellschaften ausschließlich im Dienste der volks- 
wirthschaftlichen und finanziellen Landesinteressen zu stehen hätte. 
Die Anfänge waren gering, von denen die ungarischen Staatseisenbahnen aus 
gingen, um ihre jetzige imposante Stellung zu erreichen. In die Pester Josefstadt 
lief eine gar bescheidene Eisenbahn ein, von Losoncz und Salgö-Tarjan her, in erster 
Linie für den Kohlentransport eingerichtet. Der Staat kaufte diese Bahn und verfügte, 
daß dieselbe aus dem im Jahre 1868 für Eisenbahnzwecke anfgenommenen Sechzig 
Millionen-Anlehen durch die Hatvan-Miskolczer und Rutteker Linien vervollständigt 
werde. Gleichzeitig wurde der Bau der Karlstadt-Finmaner und später auch der Zäkäny- 
Agramer Linie verfügt. So nahm der ungarische Staat seine Stellung ein im Verkehr 
nach Norden mit Deutschland, nach Süden mit der Adria, beziehentlich Fiume. Die 
Übernahme der Donau-Drau-Bahn und der Ostbahn in staatliche Verwaltung nun 
mehr eine administrative Maßregel. Nun hatte der Staat bereits drei getrennte Gruppen 
von Eisenbahnen in seiner Verwaltung; administrative, ökonomische und verkehrs 
politische Gründe rechtfertigten also gleichmäßig die Vervollständigung dieses Netzes. 
Die Erwerbung der Theiß-Eisenbahn (1880) war in dieser Hinsicht ein entscheidender 
Schritt; weitere Maßnahmen folgten, um dieses große und zielbewußte Werk weiter 
zuführen. Durch den Ausbau der Tömöser Theilstrecke stellte das Netz der Staatsbahnen 
seine Verbindung mit den rumänischen Eisenbahnen her, durch die Räkos-lijszäszer Linie 
die Verbindung mit der Hauptstadt und den von da auslaufenden staatlichen und nicht- 
staatlichen Linien, durch den Ankauf der Agram-Karlstadter Linie aber wurde die südliche 
Staatsbahnlinie von Zäkany, beziehentlich Bataszek, bis Fiume ergänzt. Im Jahre 188l 
verfügte man den Ban der Budapest-Semliner Linie auf Staatskosten, wodurch der 
Anschluß an die serbischen Bahnen in Belgrad erzielt wurde. Die Regelung des 
Verhältnisses zur ehemaligen Österreichischen Staatseisenbahngesellschaft im Jahre 1882 
und im Zusammenhänge damit die Erwerbung der Linie Neu-Szöny-Brnck, sowie der 
Ausban der Linie Neu-Szöny-Kelenfvld sicherte dem ungarischen Staate auch gegen 
Westen eine selbständige Linie, welche weit kürzer ist als die ältere. So ist jenes Staats 
eisenbahnnetz entstanden, welches zusammen mit den staatlich verwalteten Loealbahnen nahe
	        
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