MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

60 
Fürsten Boleslaw führte, die Demüthigung des von der unteren Donau bis an den 
Maros und Körös vordringenden griechischgläubigen Ohtom, endlich den Vertheidigungs- 
krieg gegen Kaiser Konrad II. 
Zn dem deutschen Reiche stand Stefan, so lange sein Schwager Kaiser Heinrich II. 
lebte, fortwährend in den besten Beziehungen; dagegen führte er gegen Kaiser Konrad II., 
der die Alleinherrschaft über die christliche Welt an sich zu reißen trachtete, erfolgreichen 
Krieg; seine Truppen eroberten Wien und dehnten die Grenzen des Landes über die 
March und Leitha bis nach Fischa aus (1030). 
Der schwere Schlag, der Stefan durch den unvermutheten Tod seines zur Thron 
folge bestimmten einzigen Sohnes Emerich traf (1031), warf den bereits kränkelnden 
greisen König gänzlich nieder; an seinem Hofe rissen fortan seine Frau Gisela, die Schwester 
Kaisers Heinrich II. und die Partei der Fremden die Macht an sich. Diese fremde Partei 
wollte den Thron für Peter, den Schwestersohn Stefans und Sohn des Venetianer Dogen 
Otto Urseolo, zugleich Befehlshaber der königlichen Leibgarde, sichern. Sie ließ Vazul, den 
Sohn Michaels und Neffen Stefans, in Neutra des Augenlichts und Gehörs berauben 
und Andreas, Bela und Levente, die Söhne Szär Läszlös, denen der an Leib und Seele 
gebrochene König selbst die Flucht angerathen hatte, ins Ausland entweichen. Der einst so 
thatkrüftige mächtige König war nur noch ein Schatten seiner selbst, der Tod war ein 
Erlösungsengel für ihn. Der erste apostolische König Ungarns verschied am 15. August 1038, 
am Jahrestage seiner Krönung, und wurde unter dem Wehklagen der Nation in der Gruft 
der durch ihn errichteten Stuhlweißenburger Kirche beigesetzt. 
Die durch Stefan verliehene Verfassung des neugestalteten ungarischen Staates war 
in allen Stürmen, welche die nächsten acht Jahrhunderte mit sich brachten, unablässig der 
Schutz und Schild, die Erhalterin des nationalen Lebens. Darum blickt noch heute jeder 
Ungar mit andächtiger Verehrung auf die noch immer nicht zu Staub zerfallene „glorreiche 
heilige rechte Hand" (eine in der Ofener Burgkapelle aufbewahrte Reliquie), welche die 
Grundsteine zur constitutionellen Freiheit Ungarns legte. 
Peter, der unwürdige Usurpator des Stefansthrones, regierte, von deutschen und 
italienischen Günstlingen umgeben, drei Jahre lang mit tyrannischem Übermuthe; hierauf 
wurde er durch einen Aufstand des in seiner Geduld erschöpften Volkes verjagt und statt 
seiner wurde Aba, mit seinem christlichen Namen Samuel, der Mann einer jüngeren 
Schwester Stefans, auf den Thron erhoben (1041). Der flüchtig gewordene Peter suchte 
Hilfe bei dem deutschen Kaiser Heinrich III. und dieser ließ ihm Schutz angedeihen in der 
Hoffnung, sich Ungarns bemächtigen zu können. Aba griff darum das deutsche Reich von 
drei Seiten an; er selbst drang mit einer Abtheilung bis Tulln vor und hatte Glück, 
während die beiden andern ungarischen Jnvasionsheere an der March und bei Pettau
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.