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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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Ladislaus starb ohne männliche Nachkommen und die Nation erhob seinen Neffen 
Koloman, den älteren Sohn Gezas, auf den Thron. Koloman, obzwar ursprünglich für 
den geistlichen Stand erzogen, fühlte sich doch berufener zur Herrschaft als zur Hand 
habung des bischöflichen Hirtenstabes, bestieg den Thron und verlieh seinem jüngeren 
Bruder Almos einen Theil des Landes als Fürstenthum. 
In dem wissenschaftlich gebildeten und eben deßwegen vom Volke „Uön^vssLülmürw 
(„Bücher-Koloman", „Bücherkönig") genannten Herrscher paarten sich hoher Verstand 
und ein weiter geistiger Gesichtskreis mit starkem Willen und festem Charakter. Die düstere 
Darstellung mancher heimischen Chroniken, welche ihn zu einem Krüppel und einem 
moralischen Ungeheuer machen, 
wird durch das ganze Leben Kolo- 
mans widerlegt. Diese mißgünstige 
Schilderung erklärt sich aus dem 
Haffe eines Parteimannes, der an 
Almos, den Koloman blenden ließ, 
und an dessen Familie festhielt. 
Sie erklärt sich weiterhin aus der 
Befangenheit des Chronisten, der 
das Verhalten Kolomans gegenüber 
den durchziehenden zügellosen Hor 
den der Kreuzfahrer nicht verstand, 
während Koloman nur den Troß 
züchtigte und auseinanderjagte, 
dagegen die ritterlichen Scharen 
— unter Gottfried von Bouillon — 
mit Ehren empfing und ihnen den Durchzug gestattete (1096). Der gelehrte König, dem 
an Wissen kein damaliger europäischer Fürst gleichkam, war gezwungen, den größten Theil 
seiner Herrscherzeit mit äußeren und inneren Kriegen zuzubringen. 
Die Kroaten, welche sich gegen die Herrschaft seines jüngeren Bruders Almos 
aufgelehnt hatten, zwang Koloman mit bewaffneter Hand zur Anerkennung der Ober 
hoheit der ungarischen Krone. Er nahm Zara vecchia an der Meeresküste ein und hatte 
die Absicht, die dalmatinischen Städte zu erobern, um sein Reich zur Seemacht zu erheben. 
Zur selben Zeit wurde Europa von der fieberhaften Begierde ergriffen, das heilige 
Grab den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Die erste Krenzfahrertruppe stand schon 
im Mai 1096 unter der Anführung von Walter Habenichts an der Grenze Ungarns und 
verlangte und erhielt auch den freien Durchzug durch das Land. Bei Semlin fingen 
Das Siegel König Kolomans.
	        
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