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Sockel des sogenannten König Mathias-Altars in der Kirche zu Leutschau.
ausschließlich den direkten und unbedingten Einfluß der deutschen Kunst. Be: dieser
Sachlage scheint auf den ersten Blick die Annahme einige Begründung zu haben, daß
diese Altäre das Werk deutscher Meister sind, und theils hierzulande verfertigt, theüs
ans dem Auslande eingeführt wurden. Als Urheber der besseren Arbeiten wurden
insbesondere Veit Stoß, der längere Zeit in dem unfernen Krakau thatig gewesen, und
Michael Wohlgemnth angesehen. Allein einerseits gibt es keinerlei Daten, welche emen
Aufenthalt Veit Stoß' in Ungarn bezeugen würden, anderseits wurden die hervor
ragenderen Altäre, deren Entstehungszeit bekannt ist, in der Zeit vor oder nach dem
Krakauer Aufenthalte des deutschen Meisters angesertigt. Die in Deutschland erhalten
gebliebenen Gemälde Wohlgemuths können sich mit denen, die ihm in Ungarn zugeschr,eben
werden, nicht messen. Obgleich diese Altäre mit ihren Schnitzwerken und Gemälden
insgesammt so sehr deutschen Charakters sind, daß man sie füglich als deutsche Arbeit
ansprechen darf, so werden doch diese, für deutschen Ursprung zeugenden inneren
Gründe durch äußere widerlegt. Zu diesen gehört zunächst die große Zahl der Altäre.
Hatten die Werkstätten in Deutschland auch noch so großen Überfluß an Schnitzern
und Malern, so konnten sie doch nicht genug Kräfte an Ungarn abtreten, um dw,e
Menge von Altären im Zeitraum von etwa siebzig Jahren herzustellen. Die Ban- nin
Steinmetzmeister, deren man für die um diese Zeit entstehenden Kirchen bedurfte
konnten nicht sämmtlich dem Auslande entlehnt sein; der Aufschwung des Baugewerbe^
mußte für alle Kunstzweige, die in Beziehung zur gothischen Kirche standew auch
^heimische Meister ansgebildet haben. Schon im XIV. Jahrhundert fanden sich Meiste^
wie Martin und Georg, Söhne des Malers Nikolaus von Klausenburg, deren Nus stch am)
im Ausland verbreitete. Sie sind die Verfertiger der Reiterstatue ^
dieser unvergleichlichen Schöpfung des damaligen Bronzegnste.. (Swh ^ M
U Theile von „Böhmen".) In den Aufzeichnungen aus dem XV. und X4 I^ahrhundert
kommen auch die Namen zahlreicher Maler und Bildhauer vor. Von ewigen selben M
sogar noch Arbeiten vorhanden. Stephan Krom, Bildhauer zn Kaschan, arbeitete um 1464