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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 5, 1. Abtheilung

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in malerischen Windungen als Prächtige Kunststraße ins Gajdeler Thal hinabsteigt und 
nach Privigye weiterzieht; der andere Zweig läuft am Fuße des Baränyberges westwärts 
und tief in das Bergmassiv hinein, wo am Fuße des Hohlensteins (Üreskö) und des Revan 
die Gemeinde Münich-Wies (Vriczkö) an der Comitatsgrenze liegt, mit sonderbarer 
Bevölkerung, die sich für Nachkommen der Sachsen, ja der Gothen hält. Ihre Sprache ist ein 
Zweig der deutschen Mundart, die sich über Gajdel und Deutsch-Proben bis in das 
Kremnitzer Gebirge, in die „Hass" erstreckt, sie ist aber nicht so eigenthümlich. Ihr Typus ist 
germanisch. Dabei aber wird der Münich-Wieser slovakisch beten, singen und fluchen, ja 
er hat sich aus dem Slovakischen eigene Wörter mit den Endungen na, ha, ja gemacht; er 
liebt die Deminutivformeu, auch hat er veraltete deutsche Wörter. Es ist ein sehr genüg 
sames Völkchen, schon weil die karge Natur dieses rauhen Bergwinkels es daran 
gewöhnt hat, wo nur die steilen Abhänge etwas Weniges an magerem Erdreich für 
die Cultur bieten, wo alle Arbeit, auch das Pflügen und Einfahren der Ernte durch 
Menschenkraft besorgt wird, da Pferde und Ochsen in der Gemeinde etwas Seltenes 
sind. Daneben beschäftigen sich die Leute mit allerlei Holzarbeiten, auch sammeln sie 
massenhaft Arzneipflanzen, Wurzeln und Beeren, mit denen sie weit herum hausiren. So 
gibt es schließlich unter ihnen sogar wohlhabende Leute. Die Ortschaft liegt auch ganz 
abgesondert, und schon deshalb kommen Heiraten mit Bewohnern anderer Ortschaften kaum 
jemals vor. 
Südlich vom Vriczköer Thal befindet sich die Wasserscheide der Comitate Turöcz 
und Neutra. Ihr höchster Berg (883 Meter) ist der Zslabik, bei dem Dorfe Hadviga. 
Hier liegt Windisch-Proben (Töt-Pröna), das Stammnest der Prönay, eine größten- 
theils evangelische Gemeinde; von hier führt der Weg nach dem schönen Rudener Thale 
und weiter nach Privigye. Und damit ist das Gebiet des Zsgyärgebirges betreten, das 
sich zum Neutraer Comitat hin abdacht und weiter unten, von Szklenö abwärts, aus 
Granit und diesen begleitenden Kalkgebilden besteht. Die Gegend ist auch hier malerisch. 
Besonders schön ist das gewaltige Felsenthor des Handlovkabaches, in dessen Umgebung 
sich Brauukohlenlager finden. Die höheren Gipfel des Gebirges sind der Zsgyär (829 
Meter) bei Jaßenova und der Horzenovo (962 Meter) östlich von Szkleno, an der Grenze 
zwischen Turöcz und Neutra. Am südöstlichen Ende des Horzenovo stoßen die Comitate 
Bars, Neutra und Turöcz zusammen. Am Oberlaufe der Turöcz liegt Szklenö, 
am südwestlichen Ende des Comitats, eine der wenigen Gemeinden, die in das Turöczer 
Slovakenthum eine deutsche Schattirung hineingetragen haben. Es ist das nördliche End 
glied des typischen Schwabeuthums von Kremnitz und wurde zu Zwecken des Bergbaues 
in diesem rauhen Winkel angesiedelt, wo cs an Wald und Weide nicht fehlt, der Acker 
jedoch nur Hafer hervorbringt.
	        
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