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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 5, 1. Abtheilung

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die Wichtigkeit erlangen, die ihm jetzt noch viele absprechen möchten. Wir aber können auf 
Grund des Bisherigen mit Wahrscheinlichkeit behaupten, daß Oberungarn schon in der 
alteren Steinzeit von Menschen bewohnt gewesen sei, und daß der Mensch der Steinzeit 
auch hier die nämlichen Entwicklungsstufen dnrchgemacht habe, wie in anderen Gegenden 
Mitteleuropas. Übrigens finden sich in Oberungarn nirgends megalithische und andere 
derartige Denkmäler der Steinzeit (etwa die Carnaks, Stonehenges u. s. w. in England), 
wie sie in anderen Ländern Vorkommen. 
Die Steinwerkzeuge — unpolirte wie polirte — blieben auch bei den Urbewohnern 
Oberungarns noch lange in Gebrauch, nachdem bereits die Verwendung der Metalle 
entdeckt war, und es dauerte Jahrhunderte, bis die an Ort und Stelle verfertigten, oder 
durch Handel und Tausch eingeführten Metall-, besonders aber Bronzegeräthe die 
primitiven Stein- und Knochenwerkzeuge völlig verdrängen konnten. Wohl hat ohne 
Zweifel der Kupferreichthum Oberungarns den Übergang sehr gefördert, dagegen brachten 
es Hindernisse, wie die Schwierigkeit der Berührung mit gebildeten Völkern und der 
Mangel an Zinn, dessen Mischung mit Kupfer erst die zu Gebrauchszwecken geeignete 
Bronze ergab, mit sich, daß die Steinwerkzeuge noch lange Zeit neben den aus reinem, 
oder mit Antimon gemischtem Kupfer gefertigten, weniger geeigneten Werkzeugen bestehen 
konnten. Solche Geräthe kommen unter den in Ungarn gemachten Funden so zahlreich vor, 
daß Franz Pulßky auf dem internationalen archäologischen Congreß zu Budapest (1876) 
den Wunsch aussprechen konnte, es möge für Ungarn als ein Abschnitt der auf die Stein 
zeit gefolgten Bronzezeit eine Kupferzeit festgestellt werden. Diese Anregung fand, da auch 
in anderen Ländern Kupfergeräth vorkommt, keinen ungetheilten Beifall; jedenfalls aber 
ist der damals angeführte Umstand bemerkenswert^ daß/während die in Ungarn gefundenen 
Bronzegeräthschaften ausnahmslos die vervollkommneten Formen dieser Geräthe zeigen, 
im Gegentheil die Kupfergeräthschaften bei uns wie im Auslande mehr nach dem Muster 
der Steingeräthe aus der Zeit des polirten Steines gemacht sind. 
Bei vielen der Kupfergegenftände, die dem Kongresse in großer Anzahl vorgelegt 
wurden, ist der Fundort unbekannt. Sicher ist jedoch, daß außer den im Nationalmuseum 
befindlichen derartigen Kupfergeräthschaften aus der Gegend von Schemnitz und Sillein 
ähnliches Geräth auch in anderen Gegenden Oberungarns gefunden wurde; so — um nur 
einiges zu erwähnen — in Beregßaß eine kupferne Hammeraxt und mehrere Meißel, 
in Csongora (Ugocsaer Comitat) Hohlmeißel, in Polhora (Ärvaer Comitat) ein massiver 
Meißel von sehr primitiver Form, am Bödvaufer zu Jmola (Borsoder Comitat) eine 
kupferne Lanzenspitze und ein durchbohrter Meißel, ja es wurden außerdem in Jmola, 
wie auch in F.-Kelecseny — nach einer Mittheilung Johann Szendrey's — sogar 
Spuren urzeitlicher Kupfergewinnung entdeckt.
	        
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