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Eigentliche Flüsse von einigem Belang sind drei vorhanden: die Waag mit ihren
Nebenflüssen Bela und Revucza. Die Waag durchschneidet das Comitat in der Länge von
etwa 70 Kilometer, dann tritt sie über die Westgrenze in das Turöczer Comitat. Die Bela
entspringt in den Centralkarpathen und fällt nach einem Laufe von 30 Kilometer bei
Liptö-Ujvär in die Waag. Die Revucza kommt aus einem der Westthäler der Niederen
Tatra, schlängelt sich von Süd nach Nord 25 Kilometer weit und erreicht die Waag bei
Rosenberg. Außer diesen nimmt die Waag beiderseits nur kleinere Bäche auf.
Der Bau der Gebirge und die in den Winter- und Herbstmonaten herrschenden
Südwinde bringen es mit sich, daß hier selbst die höchsten Berge keinen ewigen Schnee
haben. Auch die Höhe und Lage der Alpen ist von nicht geringem Einfluß auf Luft
temperatur und Witterung- ferner kommen die aus den Thälern aufsteigenden kalten
Wasserdämpfe in Betracht, die die warme Luft häufig rasch, ja plötzlich abkühlen, so daß
selbst auf die wärmsten Tage kalte Nächte folgen.
In landschaftlicher Hinsicht ist, wie schon erwähnt, das Liptauer Comitat eines der
schönsten im Lande. Die malerische Gruppe der Hohen Tatra umgürtet das ganze
Comitat : im Osten und Nordosten drängen sich, mit dem 2.496 Meter hohen Gipfel des
Krivan gleichsam als Eckpfeiler, die wohlgegliederten, kuppelartigen Massen der Alpen
region: die Berge Basta, Hruby, Koprowa welka, Paulova polana, Ptacsnik, Pißna,
Rohäcs, Siroki, Tomanova, der Tupa bei Csorba, der Velki-Vrch und Volovecz, deren
niedrigster 1.370 Meter hoch in die Lüfte ragt, alle zusammen ein herrlicher Anblick auch
aus weiter Ferne. In den von Fichtengrün umkränzten Thälern aber, wie in den obersten
Theilen des Koprova-, Szmrecsin-, Tycha-Thales u. s. f. ruhen in kesselförmigen Betten
Meeraugen von scharf aufblitzendem Grün, schroff umfriedet von zernagtem, ödem, rauhem
Felsgestein, in deren Gehege lautlose Stille herrscht, bis nicht der scharfe Pfiff des
Murmelthieres oder der Schrei des in der Höhe kreisenden Adlers sie unterbricht. Und
dann weiter gegen Norden, in der Gemarkung von Pribilina, thut sich das Bißtrathal
auf, dessen hochromantischer Wildbach aus einer Höhe von 1.630 Meter in den Belafluß
niederstürmt; sein Krachen und Tosen erfüllt die Lüfte und sein weiß aufschäumendes
Grün bricht sich da und dort an riesigen Felsbrocken, um dann mehrere Meter tief in
Steinklüfte hinabzuschießen, welche die Jahrtausende ausgehöhlt haben, und wieder weiter
zu hasten, in Millionen Perlenfunken zerstiebend, die weithin über den hellgrünen Rasen
seiner Ufer sprühen. Im Süden und Südwesten erheben sich die Bergstöcke der Niederen
Tatra. Die mächtigsten unter ihnen sind der Gyömber (2.045 Nieter), der Kiralyhegy
(Königsberg, etwa 1.943 Meter), die Vapenicza (1.692 Meter), Csertova, Krizsova,
Poludnicza, noch weiter hinab gegen Südwest die Prasiva (1.754 Meter), endlich ganz
im Westen der Chocs (1.618 Meter). Im Norden umziehen die sanfteren Erhebungen der