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eingedrungene Pfeilspitze aus Feuerstein. Die menschlichen Gebeine aus der Urzeit sind
so zahlreich, daß man die Knochen von 42 Erwachsenen, 22 größeren und 12 kleinen
Kindern unterscheiden konnte. Die Höhle wurde 1871 durch den Bürgermeister von
Rosenberg, Karl Krecsmery entdeckt, allgemein bekannt aber wurde sie 1874, und im
Jahre 1876 wurde sie wissenschaftlich erforscht. Der Mönchsberg ist auch noch wegen
des Klosters der Tempelherren berühmt, das schon ganz zu Anfang des XIII. Jahrhunderts
bestanden haben mag.
Weiterhin liegt am rechten Waagufer Dorf und Eisenbahnstation Tepla. Schlägt
man dann die Richtung nach links ein, so taucht im Hintergründe des Lucskaer Thales
der westlichste Wachtposten der Liptauer Alpen, der hohe Chocs auf, an dessen Fuße
der Badeort Lucska mit seinen eisenhaltigen Quellen liegt. Von hier aus geht durch
das Thal von Malatina die älteste Straßenlinie des Comitats, die früher den Verkehr
mit dem Nachbarcomitate Ärva vermittelte. In der Richtung nach Arva erhebt sich links
von dieser Straße die steile Felswand, auf der einst die mächtige Burg Liptau (Liptö)
stand. Sie gab dem ganzen Comitat seinen Namen. Die Trümmer der Mauern waren
noch vor sechzig Jahren zu sehen, setzt ist bereits jede Spur verschwunden. Burg Liptau
dürfte im letzten Jahrzehnt des XII. Jahrhunderts erbaut worden sein, als die Besiedelung
des Comitats begann; in den folgenden drei Jahrhunderten war sie allen Unbilden der
Zeit und der Kriege ausgesetzt und wechselte sogar mehrmals den Namen; gegen
Ende des XIV. Jahrhunderts hieß sie Nagyvär, im XV. Jahrhundert Vasvar. In den
stürmischen Jahren des XIV. Jahrhunderts hatte sie viel durch die polnischen Einfälle
zu leiden. Von hier aus machten die Hussiten und Pankraz Szentmiklösi ihre Raubzüge
und Plagten das Volk, so daß König Matthias in seinem oberungarischen Feldzuge, um
der Bevölkerung Ruhe zu schaffen, die Burg zerstören ließ.
Am linken Waagnfer liegt am Fuße des Havran-Berges, ja zum Theil auf dessen
südlichem Abhang, die Ortschaft Szent-Märia, ehemals Boldogasßonyfalva, deren
einzige kurze Häuserzeile und ihrer alten Form verlustig gegangene Kirche gar nicht
ahnen lassen, welche Rolle dieses bescheidene Dörfchen vor 500 Jahren im Comitate
gespielt hat. Da nämlich hier die älteste römisch-katholische Kirche des Comitats stand,
war hier auch der Sitz des Comitats; hier nahm der Judex Curiae Emerich Bubek 1391
die Prüfung der adeligen Besitzungen von Liptau vor, infolge der durch das ganze
Comitat verbreiteten gefälschten Besitzurkunden, deren Verfertiger Joannes Literatus
war, und die das Besitzrecht selbst im Falle der unzweifelhaftesten königlichen Schenkungen
gefährdeten; hier wurde der zum Scheiterhaufen verurtheilte Joannes Literatus verbrannt;
in der hiesigen Kirche legten die prozessirenden Parteien den vom Richter geforderten
Beglaubigungs- und Reinigungseid ab. Auf dem Gipfel des die Ortschaft überragenden