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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 5, 1. Abtheilung

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ihn mit einem langstieligen Löffel (trepuuiru) gut um, damit der darin gebliebene Topfen sich 
gleichmäßig vertheile, und schüttet ihn in ein reines Holzgefäß, wo der Zieger sich in Kurzem 
säuert. In diesem Zustande ist er die Hauptnahrung des Schäfers und auch seines Hundes. 
Aus dem Dorfe kommt selten Besuch in die Schäferei; selbst die Frau des Schäfers 
geht nur des Sonntags zu ihrem Mann hinaus und bringt ihm Brod und Kartoffeln für 
die ganze Woche und eine Flasche Branntwein. Der Schäfer freut sich darum nicht wenig, 
wenn sich ab und zu ein Tourist zu seiner Tanya verirrt. Der schlichte Mensch empfängt 
den Fremden mit großer Herzlichkeit, bewirthet ihn mit Zieger und Topfen und wäre 
sehr gekränkt, wenn das abgelehnt würde, denn der Schäfer ist steif und fest überzeugt, 
daß in diesem Falle die Schafe schlecht milchen werden. Aber der Schäfer hat doch kein 
unbedingtes Vertrauen zum Fremden. Es gibt ja so viele böse Wesen, die in Menschen 
gestalt schlüpfen, blos um dem armen Schäfer zu schaden; darum streut er immer ein 
Bröcklein Salz in den Zieger, den er dem Fremden anbietet, denn das bewahrt seine 
Schafe vor Schaden. Der Schäfer fürchtet den „schwarzen Pfaffen" (LoriioiciraLnik), 
noch mehr aber den Werwolf (vlüoluie), einen Wolf, der Menschengestalt angenommen 
hat. Den vlicoiaiv hält er für unverwundbar, so daß selbst die Flintenkugel von seinem 
Leibe zurückprallt; dabei raubt der Unhold, wenn er sich an die Hürde heranmachen kann, 
gleich 20 bis 30 Schafe. Der ösriroiviruLmü aber steht, wie der Schäfer sagt, in ständiger 
Verbindung mit dem Drachen; auf dem Pflegt er durch die Luft zu fliegen, wobei der 
lange Schweif des Drachen die Kronen der Bäume zerkrachen macht. Der Lei-uoürmLiuü 
hat auch ein Buch, das kein Menschenkind in die Hand nehmen, noch weniger aber darin 
lesen darf, weil sonst augenblicklich eine Menge Schlangen und Frösche aus der Erde 
kriechen. Allein der Schäfer weiß sich gegen die Bösen zu schirmen; er kennt verschiedene 
Pflanzen, deren Ranch sowohl den eerirolviurmük, als auch denvlüoluk von seiner Tanya 
ferne hält, und zieht er gar mit seinem geweihten Rosenkranz auf der Erde einen Kreis 
um sich, so kann ihm keiner der Bösen an. 
So schlicht und einfach des Schäfers Leben, verlebt er seine Tage doch ganz glücklich. 
Wenn der Abend auf den Wald hcrniederdunkelt, entzünden sich in den hohen Bergflanken die 
Hirtenfener und aus dem Dickicht des Waldes klingen die schwermiithigen Töne der Hirten 
flöte (Uujuru) ins Thal hinab. Ab und zu läßt sich auch der Dudelsack hören. Dann zünden 
sie, um das Feuer hockend, ihre thönernen Stummelpfeifen an und Plaudern oder erzählen 
sich Geschichten oder treiben allerlei Kurzweil. Am liebsten ist dem Schäferknecht sein Blas 
instrument; was immer ihn freuen oder kränken mag, alles bläst er durch die Löcher der Flöte. 
Seine Bekleidnngsstoffe verfertigt das slovakische Volk des Oberlandes meistens 
selbst. Die Männer spinnen und weben aus Schafwolle das Grvbtuch für die „Halina" 
(Manteltuch) und für die Sandalen. Jede gute Hausfrau baut Flachs oder Hanf;
	        
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