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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 5, 1. Abtheilung

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Gefäßchen sind gewöhnlich aus demselben Material der Form der Urnen nachgebildet. Bei 
vielen finden sich statt der Henkel Löcher an der Öffnung des Gefäßes, zum hindurchzichen 
einer dünnen Schnur. Hübscher sind die ans feiner Masse gefertigten Henkelschalen, manche 
von sehr eleganter Form, mit Graphit geschwärzt und an der Biegung des Bauches mit 
gegenübergestellten linsenförmigen Eindrücken und von diesen beiderseits parallel hinab- 
lanfenden Linien verziert. Manche Schale ist selbst inwendig mit halbkreisförmigen Linien 
decorirt. Übrigens bestatteten, wie in unseren Tagen, so auch in der Bronzezeit die Wohl 
habenderen ihre Todten mit größerem Staat und Luxus. Dagegen sehen wir oft, daß selbst 
das Untertheil eines zerbrochenen Topfes gut genug ist, um als Urne zu dienen. Darin 
hinterlegte der arme Mann die nicht weniger thenren Überreste seines Todten, denen er statt 
eines Bronzegegenstandes häufig nur einen aus einer Topfscherbe gemachte Spinnwirtel 
oder einen herzförmigen Kieselstein beilegte. 
So arm an Bronzegcgenständcn die ans der Durchforschung der oberungarischen 
Urnenfelder stammende Beute ist, so reich und werthvoll sind unsere Schatzfnnde. Diese 
Schatzfunde können in zwei Hanptklassen geordnet werden. In die erste wären jene zu 
verweisen, die bei feindlichen Einfüllen durch die von ihren Wohnsitzen verdrängten 
Wanderstämme, oder die mit diesen Gegenständen Handel treibenden Ansässigen oder 
Fremden verborgen wurden. In die zweite Elaste jene, die in einzelnen Niederlassungen 
der Bronzezeit, als Überreste von Gußwerkstätten, nach dein Untergange der Niederlassung 
unter deren Trümmern erhalten blieben. 
Obernngarn besitzt einen Reichthum von Schatzfnnden beider Arten. Ans diesen 
Funden stammen die prächtig verzierten bronzenen Schwerter, Lanzen- und Pfeilspitzen, 
Kronen, Hals- und Armringe, Fibeln, Ringe und verschiedenartige Bronzeschmuck, die 
in der archäologischen Abtheilung des Nationalmusenms, aber auch in öffentlichen und 
Privatsammlungen der Provinz massenhaft Vorkommen. Josef Hampel zählt in seinem 
trefflichen Werke: „Die Denkmäler der Bronzezeit in Ungarn" gegen dreihundert solche 
Funde auf, von denen hundert dem eigentlichen Oberungarn angehören. Damit aber 
halten wir die Statistik der obernngarischen Bronzefnnde noch keineswegs für erschöpft. 
Wie viele solche Schätze sind verschleudert worden und wie vielen einzelnen Objecten begegnet 
man in dem erwähnten Werke selbst, die offenbar ans derartigen kleineren, in die Aufzählung 
nicht anfgenommenen Schatzfnnden herrührcn. 
Es kann nicht unsere Aufgabe sein, an dieser Stelle sümmtliche bekannte Schatzfunde 
Obernngarns anfzuzählen; dennoch ist es hier am Platze wenigstens jener Fundorte eingehender 
zu gedenken, die für die Prühistorik Ungarns besondere Wichtigkeit haben. 
Da ist denn an erster Stelle der Schatz zu erwähnen, der an der Grenze der Dörfer 
Medvedze und Kraßnahorka im Ärvarer Comitat schon zu Anfang der Bierziger-Jahre
	        
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