MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 5, 2. Abtheilung

37 
Weingärten umgeben, sind noch zu sehen. Lewenz ist jetzt eine hübsche Stadt mit 
geordnetem Magistrat und 6.500 fleißigen und gebildeten Einwohnern magyarischer 
Zunge. Seine Merkwürdigkeit ist der Pereczcanal, der sein Wasser bei Tolmäcs aus der 
Gran erhält und die Lewenzer Walzmühle treibt. Das stattliche Obergymnasium wird 
von den Piaristen besorgt. Die Umgebung ist eine schöne, fruchtbare Ebene, die wichtige 
Vorrathskammer für einen großen Theil des Comitats. 
Nordwestlich von Lewenz liegt, 10 Kilometer weit, ein Doppelgipfel aus Trachyt, 
den einst die Gran so entzwei geschnitten; das magyarische Volk nennt ihn das „slovakische 
Thor", weil darüber hinaus Alles slovakisch wird. Doch wir brechen hier unseren Weg 
ab, um uns dem Westen des Comitats zuzuwenden, den die Zsitva der Länge nach 
durchfließt. Das Berg- und Hügelland zwischen der Gran und Zsitva war früher 
größtentheils Waldung, und eine große Hügelwelle darin heißt noch jetzt Cserhät 
(-- Eichenrücken). Diese Wälder wurden in den letzten 30 Jahren ausgerodet und an 
ihre Stelle trat Ackerland, das einen ständigen mittleren Ertrag gewährleistet. Das Thal 
der Zsitva hat seit Urzeiten landwirthschaftliche Cultur. Sein Boden ist humusreicher, 
schlammiger Sand, der die Niederschläge durchläßt, so daß die anhaltende Trockenheit der 
Ernte schadet. Die Wiesen des Thales geben ausgezeichnetes Viehfntter, da das schlammige 
Wasser der durch die Schneeschmelze angeschwollenen Zsitva den Boden in jedem Frühjahr 
gründlich durchweicht. Mitunter wiederholt sich dieser Segen, und dann ist es zu viel des 
Guten. Ein Wolkenbruch im Kis-Tapolcsanyer Gebirge wälzt die sogenannte grüne Flut 
ans das Niederland hinab, die Ernte wird vor dem Schnitt unter Schlamm begraben und 
verwüstet oder, wenn das Futter schon gemäht liegt, hinweggewirbelt. Die Einwohner der 
Gegend sind großentheils kumanische und petschenegische Ansiedler. Die meisten sind noch 
immer reine Magyaren; nur wo zur Zeit der türkischen Verheerungen und der späteren 
religiösen Verfolgungen die Hörigen ausgewandert waren, haben sich Slovaken nieder 
gelassen, die zwar an Tracht, Gebräuchen, ja selbst Sitten sich ganz dem magyarischen 
Volke anschmiegen, aber dennoch nicht mit ihm verschmolzen sind, sondern noch jetzt 
vereinzelte slovakische Inseln bilden. 
Südwestlich von Lewenz liegt die Ortschaft Fajkürt, mit alter adeliger 
Compossessorats-Bevölkerung. Jenseits des benachbarten Berggrates liegt ein schönes 
Thal und darin Maria-Csaläd, einst Dorf, jetzt Pußta. Vor Alters gehörte es, als 
Geschenk Sigismund Levais, den Paulinermönchen, die hier im Jahre 1512 ein Kloster 
erbauten. Als Kaiser Josef den Orden aufhob, ging die Besitzung an den Religions 
fonds über, die mit berühmten Fresken geschmückte Kirche aber blieb der Wallfahrtsort 
für eine ausgedehnte Umgebung. In den Sechziger-Jahren brannte die Kirche ab und 
wurde, nachdem man ihre Thürme abgetragen, als Kornspeicher benützt. Südwestlich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.