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Auf der beigegebenen Abbildung des Vorhanges im kroatischen Nationaltheater
sind sämmtliche Repräsentanten der illyrischen Literatur und Kunst abgebildet. Dargestellt
ist in symbolischer Weise die Anknüpfung der illyrischen an die alte Ragusaner Literatur.
Rechts sieht man Agram, links Ragusa; Gunduliö empfängt die Huldigung der Illyrier.
Als persönlicher Freund Preradovie's und sein Kamerad beim Militär dichtete zu
derselben Zeit der verdienstvolle Schriftsteller und Patriot Ivan v. Trnski. Der achtzigste
Geburtstag des greisen Dichters ist voriges Jahr vom ganzen Volke festlich begangen worden.
In seinen unzähligen Liedern ist Trnski sein Leben lang didaktisch geblieben, didaktisch
auch in den Liedern an seine Geliebte, indem er ihre Tugenden Preist und mit ihnen alle
Töchter seiner Nation schmücken möchte. Mit seinem bekanntesten Bande, den „Lriosnioo"
(..Johanniskäfer") kam er der mittleren Schichte des kroatischen Leserkreises sehr er
wünscht, zu einer Zeit, wo sich dieser gerade nach leicht faßlichen und warm empfundenen
Versen sehnte. Dazu kommen noch meisterhafte Übersetzungen von Puschkins „Eugen
Onjegin", Schillers „Lied von der Glocke", Grillparzers „Des Meeres und der Liebe
Wellen", Shakespeares „Othello" u. s. f. Trnski kann bezüglich seines Einflusses auf die
Entwicklung der kroatischen Schrift- und Dichtersprache einigermaßen mit Plate»
verglichen werden.
Auch einige bosnische Schriftsteller fühlten sich zur kroatischen Bewegung hin
gezogen, so: Grgo Martic, Franjo Jukic und Martin Nedic. Auch in Dalmatien fand
die illyrische Bewegung natürlich eifrige Parteigänger; dagegen stieß die Bewegung und
auch der Name, unter dem sie sich vollzog, bei den östlichen Serben, die den großen
Umfang der „illyrischen" Ideen nicht verstehen wollten, auf unfreundliche Gegnerschaft.
Aus diesem Grunde, aber auch wegen der Politischen Constellation, wurde die Bezeichnung
„illyrisch" aufgegeben; ihren Zweck hatte sie durch Herstellung der einheitlichen Schrift
sprache, nachdem die literarische Bewegung in Gang gesetzt war, ohnehin erreicht.
Nach einer kurzen Zwischenzeit der politischen Enttäuschungen kam es in der
Literatur zu einer erfreulichen wissenschaftlichen und belletristischen Thätigkeit. An die
Stelle des novellistischen Dilettantismus unserer „Illyrier", sowie ihrer mehr oder weniger
phantastischen Geschichtschreibung trat ernste belletristische und wissenschaftliche Arbeit.
In diese Zeit fällt die Errichtung der „Südslavischen Akademie der Wissen
schaften und Künste" zu Agram. Bevor aber der von Bischof Stroßmayer 1861 auf
geworfene Gedanke ihrer Errichtung zur Ausführung kam, wurde (1864) eine wissen
schaftliche Zeitschrift »KnsiLoviiilk", unter der Redaktion von Racki, Jagic und Torbar
begründet. Die Zeitschrift, die hauptsächlich historisch-philologischen Forschungen gewidmet
war, erschien drei Jahre lang auf Kosten der „Llutiou", bis endlich im Jahre 1867 die
Akademie ihre Thätigkeit begann.