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die Capitelstadt eingedrungen, wo sie nun die Domherren und übrigen Geistlichen arg
mißhandelten, ihre Knechte mordeten, ihr Eigenthum nach Herzenslust plünderten und
zerstörten, ihre Häuser niederrissen und in Brand steckten. Bei dieser Gelegenheit wurden
viele päpstliche Bullen, wichtige Diplome und kostbare Bücher vernichtet. Die Domherren
flohen nach allen Seiten, zumeist aber in die Bischofsburg und die Domkirche, wohin
ihnen nun die Bürger folgten. Hier wurden die Angreifer von einer starken Besatzung
zurückgewiesen, allein sie beschossen nun die Bischofsburg und Domkirche mit Bomben.
Am folgenden Tag (18. December) rächten sich die Domherren, indem sie mit vielen
Bewaffneten unter Sturmgeläute die Gradeeer Mühlen an: Medvescakbache überfielen,
plünderten und zerstörten, und einige Müllerfrauen, die sich in gesegneten: Zustande
befanden, von ihren Pferden zertreten ließen.
Und das war den rachedürstenden Domherren noch nicht genug; sie griffen auch die
städtischen Dörfer Gracaue, Dedici und Cernomerec räuberisch an, plünderten sie aus und
verstümmelten viele Bauern; in der darauf folgenden Nacht aber wurde Gradec mit
brennenden Pfeilen beworfen, wodurch viele Bürger verwundet wurden. Der damalige
Agramer Bischof, Johann II. Smilo (1387 bis 1397), schleuderte auch den Kirchenbann
gegen alle Bürger, die am Angriffe betheiligt gewesen, und als die Bürger sich ans dieser
Strafe nicht viel zu machen schienen, erbosten der Bischof und die Domherren noch mehr.
Am ersten Weihnachtstage dieses Jahres überfielen die Domherren einige Bürgermügde an
der Quelle Mandusevac (am heutigen Jelacic-Platz), plünderten sie aus und entehrten sie.
Am zweiten Weihnachtstage wurden den Bürgern einige Ochsen geraubt und am Shlvester-
abeud auf dem Margarethenfriedhofe (bei der heutigen griechischen Kirche) die Leichen
einiger Bürger und Bürgerfrauen ausgegraben und in den Bach oder auf die Felder
hinausgeworfen, um den Fischen, Vögeln und wilden Thieren als Nahrung zu dienen. Ein
panischer Schrecken ergriff nun die Biirger, so daß sie sich nicht mehr aus ihren Häusern
herauswagten. Während nun die Bürger wegen der erwähnten Greuelthaten mit der Klage
vor den Banus Detrik Bubek und den Vice-Banus Martin Ders traten, suchten sich der
Bischof und das Domcapitel auf eigene Faust zu rächen, indem der Bischof zum zweiten-
male und nun in feierlicher Weise bei eigens dazu celebrirtem Hochamt und im Beisein
angesehener, zu dieser Feierlichkeit eingeladener Zeugen, der Erzbischöfe von Gran und
Spalato, des Bischofs von Bosnien, des Pater-Guardians der Agramer Franciscaner und
anderer kirchlicher Würdenträger und in Gegenwart einer zahlreichen Menschenmenge,
am 8. Jänner 1397 die ganze Freistadt Gradec mit dem großen Kirchenbann belegte.
Der Agramer Bischof verlas die Bannurkunde, dann wurden die Kerzen gelöscht und zu
Boden geworfen. Die Bannurkunde enthielt große Beschuldigungen gegen die Bürgerschaft
von Graoec wegen des Angriffes ans die Capitelstadt und die Domkirche; zugleich wurde