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die mitgeführten Schottermassen, die gleich einer Feile die härtesten Gesteine zum Weichen
bringen. Im Laufe der Jahrtausende hat die Save hier gewaltige Massen weggefegt und
dadurch das Hinterland des Agramer Gebirges in eine wohlbebaute Landschaft verwandelt.
Die ausräumende Arbeit besorgt der Fluß vorzugsweise bei hohem Wasserstande, die unter
spülten Wände stürzen ab, zerfallen in Schottergeschiebe und lösen sich endlich, nachdem
sie im Flußbette einen langen Weg zurückgelegt haben, durch die gegenseitige Reibung in
feinen Sand und Schlamm auf.
Der Boden der Agramer Niederung ist daher hauptsächlich aus Schottermassen
zusammengesetzt, die von einer Lehmschichte überdeckt sind, welche die Bäche von den
umgebenden Bergen herabgetragen haben. Der zerstörenden Arbeit des Flusses in seinem
mittleren Laufe hält die aufbauende in seinem Unterlaufe das Gleichgewicht. Die trans-
portirende Kraft hängt von der Schnelligkeit der Strömung ab; wo diese abnimmt, sinken
die mitgeführten festen Stoffe zu Boden und erhöhen diesen.
Da im Unterlaufe der Save die Strömung gering ist, so sind da nur wenige Stellen
vorhanden, wo sie Schotter führt. Dies ist 'hauptsächlich dort der Fall, wo die einmün
denden Zuflüsse einen raschen Lauf haben. So entstand die Agramer Ebene durch abgesetzte
Schottermassen, die auch im Flußbette selbst rasch wechselnde Inseln bilden. Von Sissek
abwärts jedoch, wo der Fluß sein Bett in erdigen Boden eingeschnitten hat, transportirte
er größtentheils nur schlammige Massen, was aber für die Überschwemmungsgebiete von
großem Vortheile ist. So hat die Save seit der Zeit der Römerherrschaft das Landschafts
bild ihres Mündungsgebietes ganz bedeutend verändert, da sie hier die mitgeführten festen
Bestandtheile ablagerte und dadurch das anliegende Land erhöhte. Es ist ein überraschender
Umstand, daß das Wasser der Save an ihrer Mündung sehr rein und von schöner grüner
Farbe ist, obwohl ihr die Drina große Schottermassen zuführt und das Bett selbst in den
losen Boden, der aus Löß besteht, eingesenkt ist.
Der gesammte Lauf der Save kann in drei Abschnitte gegliedert werden: der erste
umfaßt ihren Oberlauf, der bis Gurkfeld reicht; der zweite den bis unterhalb Brod reichenden
Mittellauf, der dritte ihren Unterlauf bis Semlin. Der Oberlauf ist durch sein starkes
Gefälle und sein enges Thal gekennzeichnet, im mittleren Laufe nimmt der Fall beträchtlich
ab, aber die Wucht der Hochwasser ändert häufig das Bett, und schafft und zerstört mit
elementarer Gewalt kurzdauernde Inseln und Arme, die weit in das Land hineingreifen.
Der Unterlauf bildet zahllose Windungen, die von ihnen eingeschlossenen Halbinseln werden
durch Durchbrüche in Inseln verwandelt und das flache Ufergebiet hält in ausgedehnten
Sümpfen den Überfluß der Hochfluthen zurück. Dadurch entstehen natürliche Fischteiche,
von zahllosen Wandervögeln besetzte Brutherde, aber auch Brutstätten miasmatischer
Ausdünstungen, die auf die Gesundheit der Bevölkerung nachtheiligen Einfluß üben.