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sich der kriegerische Geist nicht nur ans dem Schlachtfelde, sondern auch in Gewalt-
thaten bethätigte. Als im Winter 1735 der Broder Obercapitän Jancikovic mit den
Capitänen Joza und Jacob Pasa und seiner Mannschaft nach Italien zog, da ver
breitete sich das Gerücht, die Anführer Hütten die Mannschaft verrathen und man führe
die Grenzer nach Venedig, um sie dem Feinde zur „Veredlung seines schwächlichen
Volkes" auszuliefern. Bei Pleternica kam es auf dem Marsche zu offener Revolte, die drei
genannten Officiere wurden ermordet und im Kloster zu Pozega begraben; die übrigen
Anführer konnten sich nur durch schleunigste Flucht reiten. Bei der Reorganisation der
Grenze im Jahre 1753 wurde Brod zur freien Militär-Communität erhoben, die Oberstädter
zogen es jedoch vor, Grenzer zu bleiben und verspotteten die Unterstädter, weil sie
zu Pfahlbürgern herabgesunken wären und das Ehrenzeichen der Waffe abgelegt
hätten. Kaiser Josef II., der seine Länder persönlich in Augenschein nehmen wollte, kam
1768 auf seiner Reise durch Kroatien über Semlin, Vinkovce und Vrpolje auch nach
Brod. Die administrativen Änderungen, die als Folge dieser Reise im Grenzgebiete
platzgriffen, waren von einschneidender Wirkung auch für Brod, das aus der Reihe der
städtischen Communitäten gestrichen wurde.
Im Jahre 1787 wurde Brod an die Militärgrenze übergeben, blieb aber vom
Militärdienste befreit, da man die Bürger in ihrem Beruf als Kaufleute, Handwerker,
Fuhrleute rc., deren es in der Grenze ohnehin wenige gab, nicht stören wollte. Damals
zählte der Ort 384 Häuser mit 1656 Einwohnern, besaß aber einen Grundbesitz von
3477 Joch. Daher blieben Acker- und Weinbau bis auf die neueste Zeit wichtige Erwerbs
quellen der Broder Bürger. Gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts sank die Bedeutung
Brods noch mehr. Im Jahre 1807 wurden die in der übrigen Grenze geltenden Militär
gesetze auch hier eingeführt und Brod war nun ein gewöhnliches Grenzdorf, das dem
Compagnie-Commando in Podvinj unterstand. In dieser bis 1820 dauernden Periode
hatten die Bürger schwere Lasten zu tragen. Die Verfügung, daß Niemand mehr als drei
Joch Grund besitzen dürfe und was darüber war, nach dem Tode des jeweiligen
Besitzers unter den Grenzern vertheilt werden müsse, war für den Wohlstand ein
harter Schlag.
Um jede Kleinigkeit mußten die Broder nach Vinkovce reisen, wo sich alle Amts
stellen befanden, auch wurde dieser Ort zum Mittelpunkte für das ganze Gebiet zwischen
dem Pozeganer Gebirge und der Fruska gora. Die hieraus erwachsenen Schwierigkeiten
waren so groß, daß sich zuletzt in Brod niemand mehr fand, der eine Vormundschaft
übernehmen wollte, da Jeder die damit verbundenen Beschwerden scheute. Dann folgten
die Kriege gegen Napoleon, die den Brodern gleichfalls große Opfer anferlegten. Endlich
kamen bessere Tage. Zu Anfang des Jahres 1820 erhielt der Ort wieder die Rechte einer