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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 200)

ist, welche ihren verheerenden Einfluss am Aeußeren der Gebäude von 
Manchester und London deutlich erkennen lässt. 
Nicht zu übersehen sind auch die mechanischen Wirkungen 
des Wassers und des Staubes, wie sie in dem durch Jahrhunderte fort- 
gesetzten Auffallen des Wassertropfens, den Spruch wgutta cavat lapidernc 
erhärtend, allgemein bekannt sind. Der eherne Fuß des berühmten Petrus- 
monumentes in Rom, den gläubige Pilger durch ehrfurchtsvolles Küssen 
bereits zum Theil zerstörten, bietet ein analoges Beispiel mechanischer 
Abreibung. Der Staub kann auf ähnliche Weise, durch lange fort- 
gesetzten EinHuss, glättend und reibend wirken und oft sogar tiefe Furchen 
veranlassen, wie dies der durch Scirocco gepeitschte Staub an den mäch- 
tigen Säulenschäften der Tempel von Girgenti vollbrachte. 
Bei diesen Vorgängen darf jedoch der Zustand, in welchem sich das 
Obiect selbst befindet, nicht verkannt werden, denn nicht nur, dass ver- 
schiedene Steinarten sich ebenso wechselnd gegen diese Einflüsse verhalten, 
wie dies auch die verschiedenen Metall-Legirungen thun, sondern das Materi- 
ale eines und desselben Objectes ist stets viel ungleichartiger als man ge- 
wöhnlich meint, so dass z. B. namentlich beim Marmor verschiedene Stellen 
sich äußeren Eingriffen gegenüber ungleich verhalten. 
Namentlich nimmt Beschaffenheit und Größe der Oberliächen hierauf 
entscheidenden Einfluss, und was Gewässer gegenüber Gesteinsruassen in 
größeren Blöcken oder Stücken nur in langer Zeit zu vollbringen vermögen, 
erreichen sie rasch, wenn das Materiale als feines Pulver der Einwirkung 
ausgesetzt wird. So entzieht sich beispielsweise die lösende Wirkung 
des gewöhnlichen Brunnenwassers auf das Glas unserer Trinkgefäße völlig 
der Beobachtung, während sie gegenüber feinem Glaspulver leicht zu 
erkennen ist. Der kohlensaure Kalk wird in der Form von Marmor oder 
selbst von Marmorpulver weniger leicht von kohlensäurehältigem Wasser 
gelöst, als in jener der lockeren Kreide oder des Kreidepulvers. 
III. 
Bemühen wir uns diese allgemeine Darlegung an einzelnen Bei- 
spielen zu verfolgen und betrachten wir zunächst die Veränderung, welche 
Gesteine zu erleiden vermögen, so scheint es, dass ein Mineral, welches 
weder Sauerstoff noch Kohlensäure oder Wasser aufzunehmen vermag, 
eine ewige Dauer haben sollte. Allein dieser Meinung widerspricht die 
tägliche Erfahrung und wo die Atmosphärilien nicht mehr zersetzend 
wirken, da wirken sie auflösend; denn die Kohlensäure, in Wasser gelöst, 
ist in der That ein äußerst schwaches, aber wie es scheint, ganz allgemein 
wirkendes Lösungsmittel für Mineralsubstanz, welchem weder Glas, Por- 
zellan oder Wedgwood, noch Feldspath, Chalcedon oder Lava widerstehen, 
wie die Untersuchungen von R. E. Rogers gezeigt haben. Wasser selbst 
wird übrigens häufiger als man gewöhnlich glaubt, von den Mineralien 
8.
	        
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