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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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„Bär" auf der Tenne. Wer nicht genug Leute und Pferde hat, dingt Treter im Antheil. 
Solches Treten geht auf ein Zehntel oder Zwölftel, wozu der Treter, wenn er nicht 
verköstigt wird, auch noch einen Mittags-Scheffel bekommt. Was ohne Umschweife gerade 
heraus bedeutet, daß von 100 Theilen 12 dem Antheiltreter gehören. Ziehen wir mm 
noch die 8 Procent ab, die der Schnitter schon abbekommen hat, und rechnen wir als 
Werth des aufgewendeten Saatgutes 16 Procent, so bleiben dem Landwirth als Frucht 
seines Capitals an Grundbesitz und Investition, sowie der eigenen Arbeit 64 Procent, 
also fast zwei Drittel des ganzen Ertrages bei anständiger Ernte. 
Diese „anständige Ernte" aber pflegt der Ungar nicht einmal sich selber gern 
einzugestehen. Wenn es heißt: „Gottlob, von Allem ist ein kleinwenig da", so ist das fast 
gleichbedeutend wie der Ausruf jenes Kumaniers, der vor sehr langer Zeit einmal, entzückt 
vom Reichthum seiner prächtig in die Halme geschossenen Fechsung, ausrief: „Na, Ihr 
dort drüben, werft nur getrost die Steuer aus, kümmert Euch gar nicht um das Übrige!" 
Auch wenn man beim Einführen die Redensart hört: „Wenns nicht rinnt, tropft es doch", 
hat es schon etwas zu bedeuten. 
Die Körner nämlich, und zwar gerade die besten, fallen beim Ausladen von selbst 
durch; dies nennt man „rinnen". Damit diese Körner nicht verloren gehen, wird der 
leere Fruchtwagen vor dem Ausladen erst mit einer Leinenplache bedeckt. Die unterwegs 
herausfallenden Körner bleiben auf der Plache liegen, und dies nennt man das „Gerinn", 
welches nicht an sich selbst werthvoll ist, wohl aber um dessen willen, was daraus prophezeit 
wird. Gibt es kein „Gerinn", dann sind die Aussichten traurig. Ist aber Gerinn vor 
handen, wenn auch schwach, etwa ein, zwei Handvoll bei einem ganzen Wagen, so bedeutet 
dies, daß man „bestehen kann". Also die Redensart: „Wenn es nicht rinnt, tropft es 
doch", bedeutet auf die Ernte angewendet: „Bei solchem Ertrag kann man bestehen". 
In der That, man kann leben. Darüber ist nicht zu klagen. Das bekannte Sprichwort: 
„kxtrn UrmAnrinra", sowie die Benennungen einzelner Landstriche, wie: „Kanaan des 
Alföld", „fettes Kanaan" (die Gegend vonHortobägy), „slovakisches Kanaan" (derBodrog- 
Zwickel), der „Bö-köz" (üppige Zwickel) und die reiche Tenne des Ungars im Alföld, auf der 
„Wohl acht Pferde kreisen, tretend mit den Eisen 
In des weiten Erdrnnds allerschönsten Weizen", 
all das deutet auf die Fruchtbarkeit des Bodens, besonders aber auf die ausgezeichnete 
Güte des Weizens. Diese Qualität, deren Beständigkeit die Sichtung des Saatgutes 
garantirt, die aber ohne Zweifel in erster Reihe das Verdienst des Bodens ist, läßt sich 
zu nicht geringem Maße dein System der schwarzen Brache zuschreiben, von dem der 
Ungar nicht gerne abgeht. „Säe früh, ernte früh", Pflegt er zu sagen. (Früh säen kann 
inan aber nur ins Brachfeld.) „Erst säe, dann laß treten", lehrt der Andere. „>;ch habe
	        
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