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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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sogar um Kathreiu schon gesäet und doch eine reiche Fechsung gehabt", rühmt sich der 
Dritte und fügt hinzu: „Das will ich aber meinem Sohne nicht um die Welt sagen". Noch 
charakteristischer ist das Sprüchlein eines Vierten: „Einmal pflügen — einfach Brod, 
zweimal pflügen — zweifach Brod, dreimal pflügen — dreifach Brot". Und am eindruck 
vollsten drückt sich der Fünfte ans: „Das ist der gute Weizen, der zwei Sommer hindurch 
reift". Just als hörte man Virgilius singen: 
,II1a 8SAS8 tLQäsin voUs rssponäst LVLri 
^Frioolas, dis <;ug,e solsin, dis krixora sensit." 
„Jene Saat erfüllt die Hoffnung des gierigen Landmanns 
Endlich, die zweimal die Hitze und zweimal den Frost Überstunden." 
Bei Virgilius erinnerten wir uns auch an Plinius, der an einer Stelle sagt:, Utilissiirm 
krrnrrorckriiri gsrvalnr in serobibns, ^uos siroo voeant". (Am zweckmäßigsten wird das 
Getreide in Gruben aufbewahrt, welche ,siri" heißen.) Das klingt gerade, als würde von 
Ungarn gesprochen, wo das Getreide eben in Gruben gehalten wird, deren eine Gattung 
wegen ihrer länglich-viereckigen Form geradezu „Zir-vsreirr" (Grabgrnbe) genannt wird; 
man grübt sie auch in lockereren Boden für geringere Quantitäten, ohne Vorbereitung. Die 
andere Gattung dagegen, die runde Grube, wird in reinen Lehmboden, in der Form eines 
Topfes oder Fasses, mit ausgebauchten Seiten, zwei, ja vier Meter tief gegraben, ist bei 
Wohlhabenderen mit einer Backsteinwand gefüttert und bietet dauernd sichere Unterkunft 
für 20 bis 50 Centner Getreide. Vor dem Einräumen wird die Grube mit Stroh 
ausgebrannt, dann einige Tage offen gehalten, und erst wenn ihre Luft schon ganz rein und 
trocken ist, „gießt" man das Getreide langsam hinein, bedeckt die Oberfläche desselben dick 
mit trockenem Stroh und häuft aus das Stroh Erde oder Preßt das geplättete Erdreich 
mit Brettern, abgenützten Thüren, ausgewetzten Mühlsteinen nieder. Drinnen im Hofe, 
meist aber draußen auf der Straße, vor dem Hanse eines Jeden sieht man diese Gruben 
in ganzen Reihen bis zu sechs, während sie anderswo ans irgend einer leichten Boden 
erhebung gruppenweise zu sehen sind und unter behördlicher Aufsicht stehen. Jahrelang steht 
in ihnen die Frucht, ohne zu verderben, ja man findet sogar hundertjährige Gruben mit 
brauchbarem Inhalt, den der einstige Besitzer bei irgend einer Flucht im Stiche ließ und 
dann nicht wieder anfsuchte. Die Grube wird im Frühling geöffnet, zur Saatzeit oder 
wenn das Wintermehl zur Neige geht; aber auch wenn man das Getreide noch nicht 
braucht, öffnet man die Grube, um die Körner zu reutern und neu einzulegen. Das späte 
Eröffnen der Gruben wird auch als so eine Art anständiger Prahlerei angesehen, während 
die „leere Grube", ganz wie die höhnischen Redensarten vom „Strick der sechs Ochsen" 
oder von der „großen Pfeife mit wenig Tabak", im ungarischen Volkshumor zur 
Bezeichnung der Verarmung dient. „Gruben Hab' ich genug, aber Brot Hab' ich keins."
	        
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