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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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auf der Puszta Fokoru bei Szolnok gefundenen Goldschatzes, die auf der Pariser Welt 
ausstellung allgemein bekannt wurden, erregten besonders deshalb die Aufmerksamkeit 
der französischen Archäologen, weil sie in allen Punkten einigen französischen Fund 
stücken glichen. 
Übrigens nimmt dieser Schatz, was seine Reichhaltigkeit betrifft, unter den Gold 
funden des Alföld den zweiten Platz ein, denn sein Goldgewicht beträgt etwas über vier 
Kilogramm; er war also vermuthlich das Eigenthum irgend eines Stammeshäuptlings. 
Achtzehn schwere, gewundene, goldene Halsspangen (torques), diese charakteristischen 
Zierathen der Kelten, wurden dort gefunden, zusammen mit vier gewichtigen Armspangen, 
vier getriebenen Buckeln, zwei Heftnadeln (Fibeln) und einem goldenen Gürtel, der mit 
dem bekannten Ornament aus der Eisenzeit verziert ist. Dieser Schatz ist jetzt ein Haupt 
schmuck des ungarischen Nationalmuseums. 
Welche verschiedenartige Volksstämme das ungarische Alföld von den ältesten Zeiten 
angefangen bis zur Zeit der Völkerwanderung bewohnt haben, läßt sich nicht genau 
bestimmen. Ihre aufgefundenen Denkmäler zeigen im ganzen Alföld den nämlichen Stil, 
aber jene charakteristischen Befestigungsbauten der Urzeit, denen der Ackersmann vielfach 
begegnet, beweisen, daß dieser Landstrich von verschiedenen Völkerschaften bewohnt war, 
die einander oftmals bekriegten und daher ihre Grenzen gegeneinander zu schützen strebten. 
Wir meinen hier jene weithin gezogenen Gräben und Schanzen, die das Alföld nach 
verschiedenen Richtungen durchschneiden und beim Landvolke „großer Graben", „Römer 
schanze", „Teufels-" oder „Csörsz-Graben" heißen. Das Volk pflegt solche bedeutende 
Werke, die es selbst schwerlich auszuführen imstande wäre, überall entweder den Römern 
oder sagenhaften Riesen oder dem Teufel zuzuschreiben und je nachdem seine Sagen daran 
zu knüpfen. So legt es auch den Namen Csörsz einem sagenhaften Königssohne bei, 
obgleich er vermuthlich nichts ist als die ungarische Umbildung des slavischen Wortes 
„Csert" (eechisch eert), welches bei den Slaven der ursprüngliche Name des Teufels war, 
ehe das Christenthum auch bei ihnen den Namen „Diabel" heimisch machte. Die Pflug 
schar hat schon an vielen Stellen diese Schanzen und Gräben geebnet, der Forscher aber 
kann ihre langen Linien trotzdem Schritt vor Schritt verfolgen, deren besser erhaltene 
Theile auch in die Generalstabskarten ausgenommen sind. 
Zwischen Donau und Theiß bei Waitzen beginnt die eine Schanze, bei Hatvan biegt sie 
gegen Arokszälläs um und schwenkt hier gegen Erdötelek ab, wo sie einen Ast von Füzes- 
Abony aus in der Richtung auf Diös-Györ zur Mätra entsendet, während der andere bei 
Äroktö die Theiß erreicht und jenseits derselben bis Püspök-Ladany und Bäränd hinunter 
zieht. Eine andere Befestigungslinie dieser Art beginnt bei Duna-Keszi und zieht sich dann 
von Gödöllö angefangen fast schnurgerade bis Puszta-Szent-György an der Theiß. Eine
	        
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