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Brüder, die Söhne einer Stadt seien, sie auch fortan, wie bisher, sich gegenseitig in Ehren
halten mögen und „Niemand den Glauben und Stamm des Anderen zu schmähen, zu
beschmutzen oder falsch zu nennen bei schwerer Ahndung sich unterfange".
Zn jener Zeit hatte noch die Insel eine bemerkenswerthe Industrie. Am Ende des
vorigen und auch am Anfänge des jetzigen Jahrhunderts hatten die Müller, die Szür-
Schneider, Weber und Schuster besondere Innungen. Heute beschäftigt sich das Volk schon
ausschließlich mit Ackerbau. Trefflich geordnet ist die Wirthschaft besonders ans den
Krondomünen, deren Wildparke und Fasanerien auch reich an Wildstand sind.
Ein gesellschaftliches Leben jedoch entwickelte sich nur in Raczkevi einigermaßen, wo
die Direktion der Krongüter ihren Sitz hat und auch Bezirksgericht und Stnhlrichteramt
einige Bewegung in den Verkehr bringen. Den gebildeteren Stünden dient das Casino als
Vereinignngsort, die ärmere Classe aber hat für sich sogar zwei Lesevereine gegründet, in
denen das Volk mit dem Lesen von Zeitungen und dem Besprechen der politischen
Ereignisse sich die Zeit vertreibt. Solchen Lesevereinen begegnen wir in volkreicheren
ungarischen Städten auf Schritt und Tritt. Sie bekunden die wachsende Intelligenz, die
Leselust und auch die geselligen Neigungen des Volkes.
Der Larköz.
Wenige Gegenden kommen an Eigenartigkeit der Gestaltung jener tief gelegenen
Niederung gleich, deren bedeutendste Stadt Kalvcsa ist.
Sarköz (Moorwinkcl) nennt das Volk dieses Gebiet, das auf der einen Seite durch
die Linie Dnna-Pataj-Kis-Körös, auf der anderen durch die Straße von Kis-Körös nach
Baja, auf der dritten, westlichen, durch die Donau begrenzt wird.
Das mittlere Niveau dieser Tiefebene liegt um mehrere Meter tiefer als das der
umliegenden Gebiete. Von Csäszartöltes aber gegen Nädudvar, Sükösd, Csanad ist sie
niit scharfen uferartigen Höhen eingesäumt, als hätte die sumpfige Fläche ein hohes See
gestade. Die Donau mag dieses Terrain gebildet haben, die ganze Bodengestaltung deutet
darauf hin, sowie nicht minder gewisse noch heute genau wahrnehmbare Thatsachen. Sümpfe
und Wasseradern durchsetzen die ganze Flüche. Der Vajas-fok (Vajas-Vorsprung) bildete
einen förmlichen Arm der Donau, der bei Foktö ausbrach (daher vielleicht auch der Name
der Ortschaft), und an Bätya, Fajsz, Dusnok vorbei am südlichen Rande des Comitats
wieder in die Donau znrückfloß, nachdem er rechts und links, je nach der Höhe des Wasser
standes, mehr oder weniger Sümpfe gebildet. Ein zweiter, noch viel mächtigerer Ausguß
war der des Örjeg, der zwar nicht mehr besteht, zu Anfang dieses Jahrhunderts jedoch
noch in großer Breite alle jene Wässer, welche sich von Kun-Szent-Miklös herwärts in den
Sümpfen gesammelt hatten, der Donau zuführte. Und hier ans diesem Gebiete breitete sich