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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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ein wenig: „Gelt Mutter, einen solchen Heuschober wie ich kann Seine Gnaden doch 
nicht schichten?" 
Wie groß aber auch die Geringschätzung des Kumaniers gegen den Kopfmenschen 
sein mag, hat sich doch die Preßbnrger Scene des „vilurn et sunAniiroin" bei ihm mehr 
als einmal erneuert — in anderer Form, zu anderem Zweck, aber mit der nämlichen 
Begeisterung. Als die frühere Ordnung der Administration aufhörte, wurden die Puszten 
Paka und Merges, die ihr als Basis gedient hatten, durch die 25 Gemeinden unter sich 
nertheilt. Einer jeden siel ein Gebiet im Werthe von 100.000 bis 300.000 Gulden zu, 
welches die „Redemten" der Gemeinde wieder unter sich auftheilen konnten. Zu derselben 
Zeit aber beschäftigte sie lebhaft der nachgerade unhaltbar gewordene kümmerliche Zustand 
ihrer Mittelschulen und, wie von einem höheren Antrieb beseelt, gab der Kumane mit 
seltener Großherzigkeit seinen reichen Antheil her, um einen Schulfonds zu bilden. Die 
Gymnasien von Halas, Karczag, Kisujszalläs, Kün-Szent-Miklös sind sämmtlich aus dem 
Ertrag dieser Puszten errichtet worden, zum bleibenden Andenken an die Opferfühigkeit 
des kumanischen Geistes. 
Bei der Redemtion theilten sich die 25 Gemeinden in etwa 60 Puszten, deren einige 
an die 15 bis 20 Meilen von der Muttergemeinde entfernt liegen. So haben die Jazygen 
und Groß-Kumanen bedeutende Liegenschaften in Klein-Kumanien, ja selbst in der Nähe 
von Kecskemet und Szegedin. Diese Puszten waren noch zu Anfang des Jahrhunderts 
wirkliche Puszten, ausschließlich zur Viehzucht bestimmt, ihre einzigen Baulichkeiten die 
Schäserhütten und Csardas, ihre einzigen Bewohner die Hirten; seitdem hat sie der 
Pflug durchfurcht, sie sind mit Tanyas bestreut, ja mit Gemeinden colonisirt und geben 
Zeugniß von dem Fleiß und der Arbeitskraft der endgiltig festgewurzelten Nachkommen 
der letzten Heimatsucher. 
Denn der Jazygo-Kumane, besonders der Jazyge, ist ein fruchtbarer Stamm und 
wächst rasch dergestalt an, daß er Schwärme aussenden kann. In den ersten Jahren der 
Redemtion besetzten die Jazygen Felegyhaza, bevölkerten sie das alte, aber entvölkerte Majsa, 
Dorozsma in Klein-Kumanien, Kün-Szent-Marton im groß-kumanischen Gebiet, und diese 
vier Städte haben jetzt nahe an 70.000 Einwohner; auch ihre anderen Puszten, Kerekegyhaza 
und Lajos-Mizse bevölkerten sich rasch im letzten Vierteljahrhundert. Die Groß-Kumanen 
„besetzten" die Bäcska; die volkreichen Gemeinden Pacser, Morovicza, Feketehegy sind nach 
Ursprung, Sprache, Tracht, Sitten und Gestalt der Bewohner noch jetzt echte Groß-Kumanen. 
Obgleich Jazygo-Kumanien während der Documente und Denkmäler vernichtenden 
Türkenherrschaft um zahlreiche Puszten gekommen ist, die es während der vierzigjährigen 
Hörigkeit noch weiter vergaß und am Ende derselben, erfreut überhaupt etwas behalten zu 
haben, nicht zurückzufordern wagte, so hat es bei alledem immerhin noch ein sehr großes
	        
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