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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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fruchtbare Obstbüume von edler Art und durch Weinlauben, gleichsam Sinnbilder der 
alten Stadt und ihrer aufblühenden Zukunft. Was die Reben und Obstbäuine nicht 
erobern konnten, ist mit einer Art Gänsedistel bedeckt, deren Wurzel eine der frühesten und 
schmackhaftesten Salatgattungen, den „Kranichfuß" (olloiräriila) liefert. Außerhalb der 
Weingärten folgt wieder Sand auf Sand und noch weiterhin Fehertö, die fruchtbarste 
Puszta von Halas, mit ihrem ausgedehnten See und noch ausgedehnterem schönen Walde, 
den Schauplätzen so manches heiteren Jagdabenteners und Maifestes. Gegen Norden 
blinkt in der Nähe der Stadt ein anderer See, der Sös-tö (salziger See), an dessen 
Gestade in einem anmuthigen Hain sich das Söstv-Bad birgt. In der Umgebung der 
Stadt fallen noch einige Kirchen- und Schlachtfeldhügel aus der Zeit der Hunyaden und 
der Kurutzen auf; anderweitige Denkmäler gibt es nicht, doch decken die Pflugschar und 
die Schüferbrunnen zahlreiche werthvolle Alterthümer auf, welche zuerst der Schlosser- 
meifter Georg Revesz zu sammeln begann. Seine Sammlung, durch andere Funde ver 
dreifacht, wird in der Antiquitütensammlung des Gymnasiums bewahrt. Erwähnenswertst 
sind noch die Bibliothek des Gymnasiums und die Aron Szilädy'sche Privatbibliothek, beide 
im Besitz vieler und werthvoller Turcica und Hnngarica. Die Kirche der Reformirten ist 
ein Bau aus dem vorigen Jahrhundert, eine der schönsten Schöpfungen des calvinistischen 
Kirchenbaustils in Ungarn, sehr eindrucksvoll durch einfache Größe und solide Schönheit. 
Halas hat, in der Tiefe seiner Puszta verborgen und bis zum Anfang dieses Jahrzehnts 
vor jeder fremden Berührung geschützt, seine kumanische Individualität am besten bewahrt 
und sich von allen äußeren Einflüssen ungestört entwickelt, und was es auf diese Art 
geworden, das gereicht dem kumanischen Stamme nicht zur Unehre. Doch wir nehmen 
Abschied von der Gegend des guten Weines, des schönen Obstes, der schmackhaften Fische, 
des „Kranichfuß"-Salats, des fetten Käses und zahlreicher Schafherden, Abschied vom 
Seespiegel ihres Bades, in dem sich die Pappeln so kokett betrachten; unser Dampfwagen 
braust weiter, hinein in die Welt von Sandhügeln, die er noch anderthalb Stunden lang 
durchschneidet. Am Grenzrain von Orgovany, unter den Eschen des Pähi-Waldes, danken 
wir der Locomotive für ihre Mühe, denn es bietet sich uns ein angenehmerer Führer. 
Wir sind in Petöfis Heimat — so mag uns denn jetzt Petöfis Vogel, der Storch führen. 
Vom ersten besten Schornstein erhebt sich der ernsthafte Vogel gern auf einen Augenblick, 
um mit uns einen Rundflug durch die Luft zu thun, von wo wir mit einem Blick das 
schöne Klein-Kumanien übersehen können, die Wiege des Dichters oder seiner Seele. 
Dort Fülöpszällas und Szabadszällas, die im schwarzen Wasser der Rohr 
teiche ihre weißen Füße baden und im Sonnenschein ihr laubenbekränztes Goldhaar trocknen; 
dort LaczhLza, das in seinem Namen den Namen König Ladislaus des Knmanen 
bewahrt, dem die Liebe zum Verhängniß geworden.
	        
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