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Jedenfalls ist es ihrem Boden und der leicht gewellten Oberfläche zuznschreiben, daß
sie mit Ausnahme des Theißlaufes so gleichmäßig bewohnt ist. Von einem Dorfe aus kann
man leicht den Kirchthurm des anderen erblicken. Im unteren Theile gibt es auf dem
weiten Gebiete von 10 bis 15 Dörfern nur Puszten-Tanyas mit Storchnestern auf den
Rohrdächern der Gebäude, da die alten Ortschaften in den Kriegsstürmen zugrunde
gegangen sind. Die Dörfer sind nicht gerade regelmäßig angelegt, doch kommen ziemlich
zahlreiche Ausnahmen vor, z. B. Tißa-Näna, Kömlö, Sarud. Die Anlage der Dörfer ist
eiförmig und in der Mitte sind sie durch die Hauptstraße der Länge nach getheilt.
Die Häuser sind am oberen Ende des Matra-Grundes aus Stein oder Ziegeln
gebaut, am unteren Ende führen besonders die Ärmeren die Mauern des Hauses ans
gestampfter Erde auf. Die so aufgeführten Wände überdauern, wenn sie vor Feuchtigkeit
geschützt werden, Jahrhunderte und sind so solid, daß man sie kaum mit der Spitzhacke
zertrümmern kann. Die Einrichtung von Haus und Hof ist so wie in den besseren
Alföldgemeinden. Vor jedem Hause sieht man gegen die Straße hin ein Blumengärtchen
angelegt. Auch ein schattiges Plätzchen findet sich auf dem Hofe, ein oder zwei alte Nuß
bäume, Reihen von Maulbeerbäumen oder Akazien. Nicht selten findet man einen Obst
garten, aber er fehlt auch oft. Vor Alters war Matra-Grund obstreicher, was noch jetzt
die Ortsnamen mit (obstreich, Obstgarten) oder „8mlvüs" (pflaumenreich,
Pflaumengarten) beweisen, aber die Verheerungen der Jahrhunderte haben auch damit
aufgeräumt. In Borsod findet man mehr Obstgärten als im Comitat Heves, wo nur die
Wein- und Obstgärten der Ortschaften Heves und Csath bemerkenswerth sind. Melonen
aber werden in jeder Ortschaft reichlich gebaut.
Die Kirchen sind auf der ganzen Ebene neuere Bauten. Das Volk liebt einen hohen,
mit Blech gedeckten Thurm. Hier und da trifft sich ein Edelsitz noch im Geschmack des
vorigen Jahrhunderts gebaut und mit einem Park umgeben.
Hinsichtlich der Fabriken steckt der Matra-Grund noch in den Anfängen. Die Fabriks-
indnstrie erstreckt sich meist nur auf die Dampfmühlen der Städte und größeren Dörfer.
Die Vollblut-Eingeborenen daselbst sind unter hundert anderen Leuten zu erkennen.
Sie sind untersetzt von Wuchs, haben ein rothes, rundes Gesicht und tragen rein nationale
Kleidung. Die aus der Theiß- und Sajö-Gegend sind schlanker, aufgeschossener und von
männlichem Ausdruck. Von Allen unterscheidet sich der „Matyö", durch hervorstehende
Backenknochen, kleine Augen und gedrungenen Gliederbau. Sein braunes Angesicht ist
stets von tiefschwarzem Haar umrahmt, das er regelmäßig, und zwar sogar übermäßig
mit Fett salbt.
Die Frauen sind hübsch und an manchen Orten malerisch schön. Unter den Matyös
sieht man wohl die wenigsten schönen Weiber. Die junge Frau steht hier unter der