.835
Übereinkommen trafen. Es gelang indeß nicht sie zu bändigen, und um die strengen Gesetze,
welche unaufhörlich gegen sie geschaffen wurden, kümmerten sie sich nicht im geringsten,
sondern mordeten und sengten rastlos weiter. Nach Art der Condottieri-Scharen suchten
sie mit aller Welt Händel und an allen Orten Beute; gleichzeitig sehen wir sie unter den
verschiedensten Fahnen, im In- und Ausland, oft sogar gegen einander kämpfen oder
ganz selbständig ans eigene Rechnung und Gefahr Krieg führen und plündern.
Einen großen und denkwürdigen Wendepunkt in der Geschichte dieser wilden Krieger
bildet das Auftreten Bocskays. Jetzt scharten sie sich unter der Fahne der nationalen
und religiösen Freiheit, verdichteten sich zu einer einheitlichen bewaffneten Körperschaft
und blieben von da an standhaft dieser Fahne getreu; sie wurden die mächtige Stütze
derselben und ihre Thaten sind fortan durch unerschütterliche Anhänglichkeit an diese Idee
charakterisirt, deutlich genug, um diese selbst aus dem Wirrwarr ihrer Zügellosigkeiten
und immer wieder erneuten Ausschreitungen hervorglänzen zu lassen.
Bocskay war zu Anfang seiner Erhebung vor Allem bemüht, die Hajdncken zu
gewinnen, da er wohl wußte, daß das Schicksal der Bewegung davon abhing, auf welche
Seite sich diese krieggewohnten, abgehärteten Streiter schlagen würden. Auch gelang es
ihm leicht, die in der Nähe lagernden Scharen der Hajdncken zu gewinnen, und diese
ergriffen unter ihren schrecklichen Führern Lippai und Nemethi mit Leib und Seele die
Partei Boeskahs. der als Magyare und Reformirter ohnehin eine Anziehungskraft für
sie hatte.
lind diese Parteinahme entschied in der That das Schicksal des Knegev. AU nämlich
General Petz mit einem auserlesenen Heere, welches unter Anderem die Blüte der steirischen
Ritterschaft und l.500 geharnischte Reiter aus Schlesien enthielt, zur Unterdrückung
Bocskays heraneilte, griffen die Hajdncken dasselbe bei Älmosd an und vernichteten es in
furchtbar blutiger Schlacht vollständig; als hierauf infolge dieser Schreckensnachricht
Belgiojoso niit seinem Heere von über 10.000 Mann den Rückzug antrat, holten sie
ihn ein und metzelten an der Theiß einen großen Theil seiner raizischen Truppen nieder.
Nun schlug die Flamme des Aufstandes mit nicht mehr zu löschender Macht empor; die in
Südungarn, Siebenbürgen und anderwärts umherstreifenden Hajduckenscharen traten
gleichfalls nacheinander unter Bocskays Fahne und eroberten alsbald Kaschan nebst einem
großen Theile von Obernngarn. Als vollends im nächsten Jahre auch Basta aus dem
Lande verjagt war, brachen Bocskays siegreiche Heere in Mähren. Niederösterreich und
Steiermark ein. worauf endlich der denkwürdige Wiener Friede den Schrecken des
Krieges ein Ende machte.
Für ihre glänzenden kriegerischen Verdienste in dieser Zeit erhob Bocskay die
Hajdncken in den Adelsstand und verlieh ihnen den größten Theil ihres jetzigen Gebietes.