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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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„Taligas", deren es mehrere Hundert gibt und die dem Fremden nicht nur sofort 
auffallen, sondern auch durchwegs vollkommen zusagen. 
Außer dem Hauptort hat die Nytrgegend noch mehrere bemerkenswerthe Orte. Vor 
Allem Kis-V ärda, eine hübsche und lebhafte Handelsstadt von 5.000 Einwohnern. In 
seiner einst von Sümpfen umgebenen, jetzt zur Ruine gewordenen Veste wohnten zumeist 
die Obergespane des Szabolcser Comitates. Im XVI. Jahrhundert war es der Brenn 
punkt des Comitatslebens und lange Zeit auch Schauplatz der Comitatsversammlungen. 
Seine alte Kirche ist angeblich von König Ladislaus dem Heiligen erbaut zum Andenken 
seines Sieges über die Kumanen im Jahre 1085. Diese im XV. Jahrhundert erneuerte 
und auch seither mehrfach umgebaute Kirche besteht noch heute. Gegenwärtig ist das durch 
Handel und Gewerbefleiß rasch emporgekommene Kis-Varda Sitz eines königlichen 
Bezirksgerichts, Stuhlrichters, königlichen Steueramtes und Notars. Es hat eine Spar 
kasse, eine Gewerbe- und Handelsbank, eine Druckerei und ein Localblatt. Seine Märkte, 
namentlich die Viehmärkte, haben einen Ruf im ganzen Lande. 
Nagy-Källö, eine Stadt mit etwa 5.000 Einwohnern, ist der Ursitz der berühmten 
Familie Källay, woher auch der jetzige gemeinsame Finanzminister stammt; bis 1875 war 
es Hauptort des Szabolcser Comitats. Seine alte Burg, von der jetzt kaum noch Spuren 
zu erkennen sind, spielte in den Kämpfen um bürgerliche und Glaubensfreiheit eine 
bedeutende Rolle. Als Franz Räköczy II. seine Fahnen entfaltete und die Hajducken zum 
Anschluß aufforderte, machten diese die Eroberung der Grenzveste von Källö zur Bedingung 
ihres Anschlusses. Räköczy nahm denn auch die Veste ein und die vier kleinen Kanonen, 
die er nebst einigem Schießbedarf dort erbeutete, wurden die Grundlage zum ersten 
Artilleriepark des Fürsten. Kurze Zeit war Nagy-Källö auch Hajduckenstadt, da aber die 
Hajducken sich mit den Kaiserlichen in der Festung schlechterdings nicht vertragen wollten, 
gab Fürst Gabriel Bäthory den Hajducken für Källö Böszörmeny in Tausch. In den 
Kämpfen, die um den Besitz der Källöer Burg ausgefochten wurden, litt auch die 
Stadt nicht wenig und begann sich erst zu Anfang dieses Jahrhunderts wieder zu 
heben. Nachdem die um politische und Glaubensfreiheit geführten Kriege zu Ende 
getobt, begannen die Verfassungskämpfe, welche der Adel zu Källö, als dem damaligen 
Comitatssitz, führte. Hier residirte am Anfang des Jahrhunderts der berühmte Vicegespan 
Nikolaus Källay, der, auch wenn er keine Gäste hatte, täglich für 60 Personen decken ließ. 
Der Entwicklung Nagy-Källös wurde Plötzlich und unabwendbar Halt geboten durch das 
Hinüberlenken des Comitatslebens nach Nylregyhäza. Seitdem ist es still geworden in 
der anmuthig gelegenen, durch seine Vergangenheit und wackere ungarische Bevölkerung 
sympathischen Stadt. Die in den letzten Jahren eröffnete Eisenbahnlinie Nyiregyhäza- 
Mäteszalka brachte zwar auch das Leben Nagy-Källös kräftig in Schwung, doch wirkt
	        
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