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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

„ungarische" Industrie. In den Comitaten, aus denen sich das Knrutzenthum am 
reichlichsten recrutirt hatte, wie Borsod, Bihar, Szatmär sind auch jetzt noch ungarische 
Gewerbsleute, wie Schuster, Schneider, Gerber, Gubaschneider, in großer Zahl vorhanden 
und haben sich lange Zeit nicht mit den anderen Handwerksleuten vermischt, sondern kraft 
des Zunftwesens und der Confession zu einander gehalten. Noch heutigentags unter 
scheiden sie sich, sogar dem Namen nach, aber auch die Religion erhält den überlieferten 
Unterschied weiter ausrecht. 
Bei dem Umstande, daß in den früheren Jahrhunderten Szatmar eine königliche 
Burg und Festung war, in der nur einige vornehme Familien auf Grund besonderer 
Privilegien ihre adeligen Cnrien hatten, setzte sich das Comitatsleben des Szatmarer 
Comitats von den ältesten Zeiten her in der Gegend von Nagy-Käroly und in dieser Stadt 
selbst fest. Im XUI. und XIV. Jahrhundert wurden die Comitatsversammlungen in 
Geleny es auf der Stammbesitzung des Geschlechtes Kaplyon abgehalten, im XV. und 
XVI. Jahrhundert zumeist in Csenger, seit dem XVIII. Jahrhundert ist Nagy-Käroly 
der ständige Sitz des Comitats. Der Reihe nach tauchten die mächtigen Magnaten 
geschlechter der Gegend auf und nieder; nach den Bäthorys von Ecsed kamen die Drägfys, 
im XVII. Jahrhundert wetteiferten die Kärolyis und die Knns von Rozsäly mit einander, 
bis schließlich zu Ende des Jahrhunderts, und besonders nach dem Szatmarer Frieden, 
das Übergewicht der Kärolyis sich entschied. 
In den ersten Decennien unseres Jahrhunderts, als die nationale Entwicklung 
innerhalb des Rahmens und der Bewegungen des Comitatslebens wieder in Fluß zu 
gerathen begann, stand das Szatmarer Comitat bei jeder Kraftentfaltnng dieses öffent 
lichen Lebens, besonders aber im Kortestreiben, obenan. Die Adelssitze zwischen Szamos 
und Kraszna, die Gemeinden Csenger, Cseke, Tyukod und Nagy-Ar führten einen 
zähen Kampf gegen den Adel von Nagy-Käroly, Genes und Bere und bekämpften sich 
manchmal auch untereinander. Die bald liberal, bald konservativ gesinnte Comitatsmehrheit 
war es, die den Reichstag von 1832 bis 1836 mit einem ihrer edelsten Söhne, Franz 
Kölcsey, beschickte; sie war es aber auch, die kurz nachher seine Instructionen änderte, 
worauf Kölcsey sich vom Reichstag zurückzog. Das Bildniß dieses ausgezeichneten 
Dichters und Redners hängt noch im großen Saale des Comitatshauses zu Nagy-Karoly. 
Die Umgegend der Stadt Nagy-Käroly ist, mit Ausnahme der magyarisch 
bevölkerten Orte Gencs und Bere, von reichen, blühenden Schwabendörfern bedeckt. Als 
nach Beschwichtigung der Räköczy'schen Stürme der Szatmürer Friede ruhigere Zustände 
herbeiführte, bevölkerte Graf Alexander Kärolyi seine verödeten Familiengüter, deren 
frühere Insassen größtentheils zersprengt oder zugrunde gegangen waren, mit katholischen 
Colonisten aus dem württemberg'schen Schwarzwald und Blesiwald. Die verheerten
	        
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