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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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der Flußlauf infolge der vielen Serpentinen die doppelte Länge hatte. Die vielen 
Krümmungen verhinderten nicht nur dadurch den Abfluß des Wassers, daß sie die Länge 
des Flußlaufes verdoppelten, sondern auch weil sie infolge der fortwährend wechselnden 
Richtung der Krümmungen das Gefälle verringerten. 
Vasarhelyi hatte sein Project in Berücksichtigung dieser Verhältnisse ansgearbeitet; 
der Palatin Erzherzog Josef berief noch in demselben Jahre die betreffenden Behörden 
und Gutsbesitzer zu einer Berathnng. Die Conserenz formulirte in Bezug auf das ihr 
vorgelegte Project ein Gutachten, wonach die Schntzdämme von oben nach abwärts, die 
Durchstiche aber von unten nach aufwärts ausgeführt werden sollten, jedoch das ganze 
Projeet auch einem ausgezeichneten auswärtigen Fachmanne zur Begutachtung vorgelegt 
werden solle. 
^ Bald nachher wurde der geniale und mit eisernem Willen begabte Graf Stefan 
Szechenyi zum Chef der Communicationssection bei dem k. Statthaltereirath ernannt 
und nun nahm er die Angelegenheit der Theißregulirung in die Hand und leitete dieselbe,' 
so lange er es vermochte, mit unermüdlicher Begeisterung. Er wollte nicht blos die Theiß 
selbst, sondern auch ihre Nebenflüsse reguliren und er verstand unter dem Namen des 
Theißthales das gesammte Gebiet dieser Flüsse. Was die Regulirung anbelangt, hielt er 
Folgendes für nothwendig: ein erschöpfendes hydrotechnisches Project, die möglichste 
Übereinstimmung bei der Ausführung des Projectes, Einen, der befiehlt, und Viele, die 
gehorchen, eine gefüllte Kasse, schließlich eine stets wachsame und einheitliche Aufsicht über 
die vollführten Arbeiten, damit sie immer im guten Stande seien. 
Indessen erhob sich sein Gedaukenflug weit über die einfache Flußregulirung hinaus. 
Ei betrachtete die Regulirung des Theißthales auch aus anderen Gesichtspunkten und 
hielt sie für eine Nationalangelegenheit ersten Ranges; er wollte außer der Regulirung, 
jedoch damit im Zusammenhang, auch noch vieles Andere bewerkstelligen. Er selbst gestand 
es, daß das Alpha und der tiefste Grundstein seines öffentlichen Lebens und aller seiner 
politischen Thatigkeit niemals etwas Anderes war und niemals etwas Anderes sein werde, 
als die Beförderung der Entwicklung und Veredelung des Volkes, in dessen Mitte er das 
Licht der Welt erblickte. Wie konnte er demnach einen wichtigeren Gedanken hegen als 
die Regulirung des Theißthales, in welchem die meisten und echtesten Magyaren wohnen 
und welches von Tag zu Tag immer mehr zu veröden begann! Er wünschte vor Allem die 
möglich,t rasche und kräftige Entwicklung des magyarischen Stammes, weil er die feste 
Überzeugung hatte, daß, wenn das Theißthal der Verödung anheimfällt, dann auch die 
Magyaren jenseits der Donau und in anderen Landstrichen dahinwelken und absterben 
würden. Die Flußregulirung war demnach in den Augen Szechenyis blos ein Mittel zur 
Regelung des Theißthales, und vielleicht auch nicht das allerwichtigste. Zu einer solchen
	        
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